Sarkozy verteidigt Dalai-Lama-Treffen "Ich bin in meiner Terminplanung frei"
Der EU-Ratsvorsitzende und französische Präsident Sarkozy hat sich im polnischen Danzig mit dem Dalai Lama getroffen. Die EU teile dessen Sorgen um Tibet, sagte Sarkozy. Unter anderem wegen dieses Treffens hatte die Regierung in Peking den EU-China-Gipfel abgesagt.
Trotz heftiger Kritik aus China hat sich der französische Präsident und amtierende EU-Ratsvorsitzende Nicolas Sarkozy erstmals mit dem Dalai Lama getroffen. Sarkozy sprach in Danzig am Rande der Feiern zum 25. Jahrestag der Verleihung des Friedensnobelpreises an den Gründer der polnischen Gewerkschaft Solidarnosc, Lech Walesa, mit dem geistlichen Oberhaupt der Tibeter.
Sarkozy sagte nach dem etwa halbstündigen Treffen, die Begegnung sei "sehr gut verlaufen". Der Dalai Lama habe ihm gegenüber bekräftigt, dass er nicht Tibets Unabhängigkeit von China verlange und er habe ausgeführt, dass ihm sehr an der Fortsetzung des Dialogs zwischen dem Dalai Lama und den chinesischen Behörden gelegen sei. China sei wichtig bei der "Lösung der großen Probleme in der Welt". Zugleich teile Europa die Sorge des Dalai Lama über die Lage in Tibet.
Vor dem Gespräch hatte Sarkozy mitgeteilt, das Treffen solle "nicht dramatisiert" werden. "Als Präsident der französischen Republik bin ich frei in meiner Terminplanung", führte er aus. Als derzeitiger EU-Ratspräsident vertrete er Werte und Überzeugungen. Zugleich wies Sarkozy auf die Notwendigkeit der Zusammenarbeit zwischen China und der EU hin. Die Welt brauche "ein offenes China", das sich in die internationale Politik einbringe, und China brauche "ein mächtiges Europa".
Peking ließ Gipfeltreffen platzen
Die chinesische Regierung hatte aus Protest gegen Sarkozys Treffen mit dem Dalai Lama einen für vergangenen Montag in Lyon geplanten EU-China-Gipfel platzen lassen. Peking wirft dem Dalai Lama vor, die Loslösung Tibets von China zu betreiben.
Die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua warf Sarkozy einen "opportunistischen, vorschnellen und kurzsichtigen Ansatz in der Tibet-Frage" vor. "Diese Entwicklung ist ein wirklich unkluger Schritt, der nicht nur die Gefühle des chinesischen Volks verletzt, sondern auch den chinesisch-französischen Beziehungen schadet", schrieb die Agentur.
Im Sommer hatte es Sarkozy nach Drohungen Chinas abgelehnt, den tibetischen Friedensnobelpreisträger zu treffen, als sich dieser während der Olympischen Spiele in Frankreich aufhielt. Dies stieß bei Menschenrechtsorganisationen und bei der französischen Opposition ebenso auf Kritik wie Sarkozys Teilnahme an der Olympia-Eröffnungsfeier am 8. August in Peking.