50 Jahre Rollkoffer Er rollt und rollt und rollt
Vor 50 Jahren haben vier kleine Rollen das Reisen mit Gepäck revolutioniert. 1972 erfand der US-Amerikaner Bernard Sadow den Rollkoffer. Doch der hatte Anfangs seine Tücken und war wenig beliebt.
Am Anfang war der Frust: Bernard Sadow kehrte mit der Familie von einem Urlaub auf der Karibikinsel Aruba zurück. Sadow war Vize-Präsident eines Koffer- und Mantelherstellers aus Massachusetts.
Beim Umsteigen am Flughafen von Puerto Rico mühte er sich mit dem eigenen, zu schweren Gepäck ab, als er beim Zoll einen Mitarbeiter sah, der eine schwere Maschine mithilfe eines Schlittens auf Rollen bewegte. Er habe zu seiner Frau gesagt, das brauchen wir für die Koffer, erzählte Sadow in einem Interview mit der "New York Times" im Jahr 2010.
Anfangs wenig Interesse für Rollkoffer
Es war eine Erfindung deren entscheidende Zutaten seit Jahrtausenden existierten: das Rad und das Reisegepäck. "Ich finde es lustig, dass Erfindungen, die einfach und naheliegend scheinen, irgendwie lange Zeit brauchen", so Nobelpreisträger und Wirtschaftswissenschaftler Robert Shiller bei einem Vortrag der Yale Universität. Der Rollkoffer hat es sogar in eines seiner Bücher geschafft - als Beispiel dafür, dass sich das Potenzial einer scheinbar bahnbrechenden Idee oft erst im Nachhinein erweist.
Und wenn es uns einfällt, will es keiner haben. Sadow blitzte mit seinem Rollkoffer beim US-Kaufhaus-Konzern Macys zunächst ab, erzählt Shiller. "Niemand kauft das. Das sieht albern aus, Rollen am Koffer. Wer Hilfe mit seinem Gepäck braucht, findet Kofferträger an jedem Bahnhof in jedem Hotel. Man braucht keinen Rollkoffer", sagt Shiller über die damaligen Vorbehalte zu der Erfindung.
Koffertragen sei außerdem so ein Macho-Ding gewesen, sagte der 2011 verstorbene Sadow einmal. Doch mit einer steigenden Zahl an Flugreisen mussten sich die meisten Passagiere selbst ums Gepäck kümmern. Schließlich kaufte Macys doch ein paar Exemplare. 1972 erhielt Sadow sein US-Patent für den ersten Rollkoffer.
Anfängliche Tücken
Doch die Sache war nicht richtig durchdacht: "Er nahm einen großen Koffer und brachte an der Unterseite vier kleine Rollen an. Und dann gab es ein Lederriemen zum Ziehen. Und was passiert: Der Koffer fällt zur Seite", erzählt Shiller.
Und schon wieder Frust. Erst 15 Jahre später kam der 747-Pilot Robert Plath von Northwest Airlines auf die entscheidende Idee, den Koffer auf nur zwei Rollen, mit einem ausziehbaren Griff aufrecht hinter sich her zu ziehen. Er nannte es Rollaboard. Und er verkaufte sie zunächst nur an andere Piloten.
Koffer haben sich weiterentwickelt
Mittlerweile haben viele Rollkoffer wieder vier Rollen und lassen sich aufrecht schieben. Es gibt Koffer auf denen Kinder sitzen können, während sie gezogen werden, Koffer als Motorroller für endlose Terminals und - ja natürlich - auch schon selbstfahrendes Gepäck, das einem folgt. Hoffentlich.
Der Name Bernard Sadow ist auch in den USA nur wenig bekannt. Vielleicht, weil es allen auch ein wenig peinlich ist, dass man so lange nicht darauf gekommen ist.