Frankreich begeht Mauerfall-Jahrestag Auch Paris feiert den magischen Moment
Lange Zeit schauten die Franzosen mit Argwohn auf den Mauerfall und die Vereinigung, die sich beim deutschen Nachbarn vollzog. Doch jetzt, nach 20 Jahren, sind die Bedenken ausgeräumt und Paris feiert den Mauerfall mit einer Riesenparty - auch als kleine Wiedergutmachung.
Von Angela Ulrich, SR-Hörfunkstudio Paris
Frankreichs Radio- und Fernsehstationen sind heute in Berlin - live und rund um die Uhr. Zuhause, auf der Place de la Concorde im Herzen von Paris, da wird erst recht gefeiert, ein Volksfest, zumindest, wenn es nach Europa-Staatssekretär Pierre Lellouche geht: "Mit dieser emotionalen Geste wollen wir den Deutschen sagen: Euer Fest der Freiheit ist auch unseres! Am Ende wird man sogar das Brandenburger Tor auf dem Concorde-Platz sehen. Ein magischer Moment!"
Abends um sieben wird es eine Licht- und Musik-Show geben. 27 Cellisten – für jedes europäische Land einer - spielen auf nachgemachten Mauerteilen auf dem Platz. Sie sollen an das Spontan-Konzert des Cellisten Mstislaw Rostropovich an der Berliner Mauer erinnern. Frankreichs Premierminister François Fillon wird da sein, Vertreter aus Deutschland und Polen. Währenddessen wird in Berlin Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy mit Angela Merkel und vielen anderen durch das echte Brandenburger Tor schreiten.
Paris bereitet sich auf eine Riesenparty vor, mit der der Mauerfall begangen werden soll.
Große Freude und ein kleiner Wermutstropfen
Es ist gut, sich zu erinnern, sagen viele Franzosen, wie diese Pariser: "Es ist wichtig für das Zusammenwachsen Europas, dass wir den Mauerfall im Kopf haben, diese Überraschung, für die Jugend vor allem! Ich weiß noch, dass ich mich riesig gefreut habe für die Ostdeutschen. Als Sportler war ich etwas traurig, weil ich ahnte, dass wir die DDR-Hymne bald nicht mehr hören würde bei den Olympischen Spielen!"
Eine Wiedergutmachung für das anfängliche Zögern
Fast 800.000 Euro kostet die Pariser Show. Sie wird jedoch komplett bezahlt von Mäzenen, ist Lellouche stolz. Es ist eine Art Wiedergutmachung für die Zweifel und Zögerlichkeiten Frankreichs beim Mauerfall vor 20 Jahren. "Dieses Fest soll auch dafür sorgen, dass die alten Ängste vor der Wiedervereinigung ein für alle Mal ausgetrieben werden. Damals gab es in Frankreich die Angst vor einem zu starken Deutschland. Aber das ist zum Glück vorbei", sagt Lellouche.
Frankreichs damaliger Präsident François Mitterrand hatte lange Zeit Bedenken gegen eine geeintes Deutschland geäußert. Sein später Staatsbesuch in der DDR kurz vor Weihnachten 1989 hatte ihm viel Kritik eingebracht. Jetzt starten die Franzosen ganz im Gegenteil eine Charme-Offensive in Richtung Deutschland. Neueste Idee, die eher Paris als Berlin zu begeistern scheint: Ein gemeinsamer Feiertag und ein deutsch-französischer Minister, erzählt Europastaatssekretär Lellouche: "Wir haben viele Ideen gemeinsam mit den Deutschen. Im neuen Jahr wird einiges angekündigt werden!"
In Paris ist noch einmal die Mauer auferstanden, aber nur aus Schokolade und um verspeist zu werden.
Zunächst jedoch wird gefeiert. Ein Pariser Chocolatier hat 15 Meter des ehemaligen Berliner Bollwerks aus Schokolade nachgebaut. Auch diese Mauer soll heute Abend fallen … und dann verspeist werden.