Reaktionen auf Gewalt in Kairo Besorgnis und Empörung
Deutschland sowie EU, USA und UN haben sich besorgt über die Gewalt in Ägypten gezeigt. Alle Parteien müssten eine friedliche Lösung anstreben, forderte Außenminister Westerwelle. Die USA kritisierten die Verkündung des Ausnahmezustands.
International ist die Eskalation der Gewalt in Ägypten scharf verurteilt worden. Bundesaußenminister Guido Westerwelle forderte Anhänger und Gegner des gestürzten ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi auf, die Gewalt zu beenden und eine friedlichen Lösung zu finden.
"Wir appellieren an alle politischen Kräfte, umgehend zurückzukehren zum Dialog und zu Verhandlungen", sagte Westerwelle. "Jedes weitere Blutvergießen in Ägypten muss verhindert werden." Deutschland erwarte von der Übergangsregierung und den ägyptischen Behörden, "dass sie friedliche Proteste zulassen", betonte er. Ebenso müsse die andere Seite sich klar von Gewalt distanzieren.
"Sicherheitshinweise beachten"
Die jüngsten Nachrichten aus Kairo seien extrem besorgniserregend, sagte Westerwelle. Die deutschen Staatsangehörigen, die sich in Ägypten befinden oder dorthin reisen wollen, forderte er nachdrücklich auf, die Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amts zu befolgen.
Auch die EU warnte vor weiterer Gewalt. "Berichte über Tote und Verletzte sind äußerst beunruhigend", sagte ein Sprecher der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton in Brüssel. "Konfrontation und Gewalt sind kein Weg, um die wichtigen politischen Fragen zu lösen und die derzeitigen Herausforderungen zu bestehen", sagte er.
Der britische Außenminister William Hague verurteilte den Einsatz von Gewalt in Ägypten ebenfalls. Er sei enttäuscht, dass kein Kompromiss gefunden worden sei. Die ägyptischen Sicherheitskräfte rief er zur Zurückhaltung auf.
USA kritisieren Ausnahmezustand
Auch die USA wenden sich mit deutlichen Worten gegen die Gewalt gegen Demonstranten. Auch den verhängten Notstand kritisierte die US-Regierung scharf. "Wir lehnen die Rückkehr zu Notstandsgesetzen strikt ab und fordern die Regierung auf, grundlegende Menschenrechte wie die Versammlungsfreiheit sowie die Rechtsstaatlichkeit zu achten", sagte der stellvertretende Sprecher des Weißen Hauses, Josh Earnest.
Partei ergreifen wollen die USA in dem Konflikt aber nicht. "Wir sind nicht in der Position, einer bestimmten Seite unsere Unterstützung zu geben." Außenminister John Kerry hatte allerdings den Umsturz in Ägypten vergangene Woche als "Wiederherstellung der Demokratie" gewertet - und war dafür heftig kritisiert worden. Jetzt appellierte Kerry eindringlich an alle Konfliktparteien, eine politische Lösung zu finden. Die ägyptische Regierung müsse den Ausnahmezustand so schnell wie möglich wieder aufheben.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte die gewaltsame Räumung der beiden Protestlager der Muslimbrüder in Kairo "aufs Schärfste" und forderte alle Konfliktparteien auf, auf Versöhnung statt Gewalt zu setzen.
"Offener Mord"
Regierung und Opposition in der Türkei verurteilten das Vorgehen der ägyptischen Sicherheitskräfte scharf. Kulturminister Ömer Celik schrieb auf Twitter von "offenem Mord". Die internationale Gemeinschaft dürfe nicht weiter zusehen. Insbesondere die westlichen Demokratien beließen es aber dabei, lediglich ihre Sorge über die Entwicklung auszudrücken.
Auch die iranische Regierung meldete sich zu Wort. Das Außenministerium warnte vor einem "Blutbad" und einem "Bürgerkrieg". "Wir rufen die Sicherheitskräfte zur Mäßigung auf, denn diese Entwicklung könnte gefährliche Konsequenzen haben und sogar zu einem Bürgerkrieg führen."
Die ägyptischen Sicherheitskräfte hatten Protestlager der Anhänger Mursis in Kairo geräumt. Dabei gab es zahlreiche Tote und Verletzte.