Vatikan Einflussreicher Kardinal zurückgetreten
Der Vatikan hat überraschend den Rückzug des italienischen Kardinals Becciu verkündet. Begründet wurde der Schritt offiziell nicht. Becciu soll allerdings in dubiose Finanzgeschäfte verwickelt gewesen sein.
Es ist eine Nachricht mit Sprengkraft: Gestern Abend teilte das vatikanische Presseamt mit, Papst Franziskus habe den italienischen Kurienkardinal Giovanni Angelo Becciu vom Amt als Präfekt der Heiligsprechungskongregation entbunden. Gleichzeitig nahm der Papst noch gestern den Rücktritt des 72-jährigen Kirchenvertreters von allen Rechten, die mit der Kardinalswürde verbundenen sind, an, heißt es in der Mitteilung. Eine offizielle Begründung für den Schritt gab es seitens des Vatikans nicht.
Kardinäle gelten als enge Berater des Papstes und wählen das Oberhaupt der katholischen Kirche. Dass ein Kardinal seiner Rechte und Privilegien entbunden wird, kommt äußerst selten in der katholischen Kirche vor. Zuletzt verloren 2018 der US-Amerikaner Theodore McCarrick und 2013 der Schotte Keith Patrick O'Brien die Kardinalswürden - beide wegen Sexualdelikten.
Immobilieninvestition brachte Millionenverlust
Der nun abgesetzte Kardinal Becciu war im September 2018 von Franziskus zum Kardinal ernannt worden. Er galt als enger Vertrauter des Papstes. Hintergrund der nun drastischen Maßnahmen gegen Becciu könnte dessen Verwicklung in dubiose Finanzgeschäfte des Vatikans sein. Seit 2019 ermittelt die Staatsanwaltschaft des Kirchenstaates gegen ihn wegen des Kauf eines Londoner Luxusimmobilienprojekts 2014 und 2018, die dem Vatikan millionenschwere Verluste eingebracht haben sollen.
Becciu war damals als Substitut im Staatssekretariat des Heiligen Stuhls an zentraler Stelle für viele Amtsgeschäfte verantwortlich. Italienische Medien berichten, dass bei den Finanzspekulationen Familienangehörige Beccius auf Sardinien involviert gewesen sein könnten.