Reaktion auf internationale Proteste nach Präsidentenwahl Iran kritisiert Einmischung des Westens
Mit deutlichen Worten hat die Führung des Iran auf die internationale Kritik nach der umstrittenen Präsidentenwahl reagiert. Die Äußerungen des Westens seien eine "Schande", sagte Parlamentspräsident Laridschani. Bundeskanzlerin Merkel forderte eine Neuauszählung der Stimmen.
Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad hat die USA und Großbritannien aufgefordert, sich aus den inneren Angelegenheiten seines Landes herauszuhalten. Mit ihren "voreiligen Äußerungen" zur iranischen Präsidentenwahl würden beide Länder "nicht in den Kreis der Freunde der Islamischen Republik" gelangen, sagte Ahmadinedschad bei einem Treffen mit Geistlichen und Gelehrten laut einer Meldung der Nachrichtenagentur ISNA.
"Diplomatische Beziehungen zu EU-Ländern überprüfen"
Zuvor hatte bereits Parlamentspräsident Ali Laridschani die Äußerungen der westlichen Staaten heftig kritisiert. Die Kommentare der USA, Großbritanniens, Frankreichs und Deutschlands zur iranischen Präsidentenwahl seien eine "Schande" sagte er laut einem Bericht des staatlichen Rundfunks. Er habe daher den Ausschuss für Außen- und Sicherheitspolitik aufgefordert, die Beziehungen zu den drei EU-Ländern zu überprüfen.
Weiter rief Laridschani die westlichen Staats- und Regierungschefs dazu auf, sich nicht in die inneren Angelegenheiten des Iran einzumischen. Ansonsten müsse der Iran "auf anderen Gebieten antworten", zitiert ihn die Nachrichtenagentur ISNA. "Wir Iraner wissen sehr gut, wie wir unsere Differenzen zu lösen haben", so Laridschani. An die Adresse von US-Präsident Barack Obama sagte er, es gebe "keinen Bedarf für Ihre opportunistischen und imperialistischen Gesten".
Irans Außenminister Manutscher Mottaki sagte während eines Treffens von Diplomaten, die Politik Deutschlands, Großbritanniens und der USA in der Region sei falsch: "Hier im Raum sitzen viele Vertreter von Staaten, die einst (an den Irak) Giftgas geliefert hatten, unter dessen Folgen Iraner seit 20 Jahre leiden."
Obama fordert Ende der gewaltsamen Aktionen
Obama hatte die iranische Führung zuvor aufgefordert, auf die Proteste der Opposition nicht länger mit "ungerechten Aktionen" zu reagieren. "Wir rufen die iranische Regierung auf, alle gewaltsamen und ungerechten Aktionen gegen ihr eigenes Volk zu stoppen", hieß es in der bislang deutlichsten Stellungnahme des Weißen Hauses zu den Vorgängen im Iran seit der umstrittenen Präsidentenwahl vor einer Woche. "Die universellen Rechte der freien Rede und Versammlungsfreiheit müssen respektiert werden, und die Vereinigten Staaten stehen auf der Seite aller, die diese Rechte ausüben wollen."
Merkel: "Friedliche Demonstrationen zulassen"
Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte eine "Neuauszählung der abgegebenen Stimmen bei der Präsidentenwahl". Auch für den Iran gelte, dass die Menschen- und Bürgerrechte "voll respektiert werden" müssten. Merkel rief die iranische Führung "nachdrücklich" dazu auf, friedliche Demonstrationen zuzulassen und keine Gewalt gegen Demonstranten anzuwenden.
Am Wochenende waren bei Demonstrationen von Anhängern des unterlegenen Präsidentschaftskandidaten Hussein Mussawi mindestens zehn Menschen getötet und mehr als 100 verletzt worden.