Bis 2025 Neuseeland will rauchfrei werden
Neuseeland hat ein beispielloses Gesetz gegen das Rauchen verabschiedet. Damit soll das Land bis 2025 rauchfrei werden. Jüngere Generationen werden nie Zigaretten kaufen dürfen.
Die 13-jährige Tasmyn Breuker-Brown wird nie in ihrem Leben in Neuseeland legal Zigaretten kaufen können. Wie jede und jeder, der nach 2008 geboren ist. So steht es im neuen Gesetz "Smokefree 2025" gegen das Rauchen.
Neuseeland will damit verhindern, dass künftige Generationen überhaupt erst mit dem Rauchen beginnen. Und Tasmyn findet das völlig in Ordnung: "Ich denke, wenn die Leute sich frei entscheiden können, treffen sie beim Rauchen nicht gerade verantwortungsvolle Entscheidungen. Sie rauchen zu viel. Das neue Gesetz ist gut."
Das Ziel Neuseelands: Bis 2025 sollen weniger als fünf Prozent der Menschen rauchen. Damit würde das Land als erstes Land der Welt als rauchfrei gelten. Im Moment sind es nach Regierungsangaben noch acht Prozent. Die Zahlen gingen zuletzt bereits stetig zurück.
Schon seit Jahrzehnten Vorreiter
Neuseeland gehört mit seinen Maßnahmen gegen das Rauchen schon seit Jahrzehnten weltweit zu den Vorreitern. Schon 1990 wurde das Rauchen in Innenräumen von Arbeitsstätten verboten, 2004 folgten Bars und Restaurants. Die Steuern auf Zigaretten sind seit 2010 um 165 Prozent gestiegen. Die Zigaretten- und Tabakpreise gehören zu den höchsten der Welt. Eine Schachtel Zigaretten kostet umgerechnet rund 23 Euro. Nur in Australien ist es noch teurer.
Doch Neuseeland reicht das nicht. So werden Zigarettenkonzerne mit dem neuen Gesetz gezwungen, den Nikotingehalt von heute bis zu 15 Milligramm pro Gramm Tabak auf 0,8 Milligramm pro Gramm Tabak zu senken. Das ist nach Experten unter der Grenze, mit der Zigaretten überhaupt abhängig machen können.
"Das ist ein großer Schritt"
Das neue Gesetz ist eine Herzensangelegenheit von Wissenschaftsministerin Ayesha Verrall. Sie ist auch Ärztin. "Das ist ein großer Schritt. Tabak ist seit der Kolonialisierung von Neuseeland hier. Es hat so viel menschliches Leid angerichtet", sagt sie: "Es bringt die Hälfte aller Nutzer um."
Immer noch sterben laut ihren Angaben jedes Jahr 4500 bis 5000 Neuseeländerinnen und Neuseeländer an den Folgen des Rauchens. "Keine vermeidbare Krankheit fordert mehr Todesopfer in Neuseeland. Es ist wichtig, das loszuwerden."
"Es ist wichtig, das loszuwerden", sagt Wissenschaftsministerin Verrall zum Rauchen.
Laut Statistiken bereuen sieben von neun Rauchern ihren Schritt, kommen aber nicht los. Zum Konzept gehört daher auch noch mehr Geld für Entwöhnungsprogramme und Selbsthilfegruppen.
Vor allem unter Maori sind die Raucherzahlen noch dreimal so hoch wie der nationale Durchschnitt. Lungenkrebs ist bei Maori-Frauen die häufigste Todesursache. Das war auch bei der Mutter von Victoria Whare so, die selbst mit elf Jahren anfing zu rauchen: "Ich habe gesehen, wie meine Mutter erst krank wurde und dann starb", erzählt die 46-Jährige. Das habe ihr ganzes Leben geprägt. "Mein Vater hat immer zu uns gesagt: 'Ich wünschte, Ihr würdet nicht rauchen. Eure Mutter ist daran gestorben.' Er hat selbst geraucht."
Mehr Kriminalität wegen hoher Preise?
Kioskbetreiber Eusief Mhasnieh sieht das ganz anders. Er lagert Zigaretten und Tabak gesichert in einem Schrank mit mehreren Schlössern. Schon mehrfach wurde bei ihm eingebrochen. Die hohen Zigaretten- und Tabakpreise förderten die Kriminalität und den Handel auf dem Schwarzmarkt, meint er. Nach Ansicht der Regierung ist die illegale Einfuhr von Zigaretten allerdings wegen Neuseelands Insellage ein untergeordnetes Problem.
Künftig soll es laut Gesetz nun landesweit nur noch 500 statt 8000 zertifizierte Verkaufsstellen geben. Zigaretten sollen schwerer erreichbar sein. Kioskbetreiber Mhasnieh, selbst Raucher, fürchtet um die Einnahmen und meint, die Regierung gehe zu weit: "Sie können mir nicht sagen, was ich zu tun und zu lassen habe. Das ist meine Freiheit zu machen, was ich will, wenn es nicht gegen das Gesetz verstößt. Meine Freiheit, meine Entscheidung."
Doch das neue Gesetz ist kein kalter Entzug. Strafen fürs Rauchen soll es nicht geben. Das sei keine Prohibition, sagt Ministerin Verrall. E-Zigaretten sollen Alternativen sein.
Der Raucher und Kioskbesitzer Mhasnieh hält von dem neuen Gesetz nichts.
Selbst die Raucher sind dafür
In Neuseeland gibt es für die Entscheidung einen großen Rückhalt, laut Umfragen ist selbst die Hälfte der Raucherinnen und Raucher dafür.
International wird die Initiative Neuseelands mit großem Interesse beobachtet. Andere Länder wie Malaysia wollen dem Beispiel bald folgen und planen bereits ähnliche Gesetze.