Wirbelsturm "Kenneth" Erneut Hunderttausende betroffen
Die nun vom Zyklon betroffene Region in Mosambik ist zwar geringer besiedelt als die im März verwüstete - allerdings hat sie weniger Infrastruktur. Gabriela Chrupala von World Vision ist im Land und beschreibt die Folgen.
tagesschau.de: Welche Auswirkungen hat der neue Sturm?
Gabriela Chrupala: Die Lage ist unübersichtlich. Am Samstag wird World Vision Mozambique ein Team mit zwei Nichtregierungsorganisationen in die die betroffene Region, die Cap Delagaso Provinz, schicken, um sich ein Bild von der Lage verschaffen. Von Helfern vor Ort haben wir bereits erfahren, dass Familien und Kinder, die in Schulen Schutz gesucht haben, am Morgen aus der Region gebracht wurden, weil akute Lebensmittelknappheit herrscht. Kinder sind dort großen Gefahren ausgesetzt, da ihre Wohnhäuser und Schulen zerstört sind, ihre normale Lebenssituation aus dem Gleichgewicht gebracht ist.
Die Situation ist möglicherweise ähnlich wie in der vor einigen Wochen vom Zyklon "Idai" zerstörten Region um Beira. Die nun betroffenen Gebiete sind jedoch geringer besiedelt und haben eine geringere Infrastruktur. Wir gehen von einer Zahl von 682.500 Menschen aus, die direkt betroffen sind. In der nun von "Kenneth" heimgesuchten Region gibt es oft nur einfache, oft aus Lehm gebaute Behausungen. Zudem ist die Infrastruktur schlechter als um Beira.
tagesschau.de: Wie schwierig ist die logistische Situation?
Chrupala: Sämtliche Flüge sind abgesagt. Die Straßen und viele Brücken sind überflutet, Flüsse über die Ufer getreten. Die Stromversorgung ist zusammengebrochen. Seit dem Zyklon "Idai" hat es kontinuierlich weiter dort geregnet, rechts und links der Straße ist oft nur Sumpf. Die am schlimmsten betroffenen Gebiete sind deshalb kaum zugänglich.
tagesschau.de: Was wird akut benötigt?
Chrupala: Vorräte und Felder sind zerstört, viele Nutztiere verendet. Zunächst einmal müssen wir für Schutz und Ernährung sorgen, vor allem eine Wasserversorgung und sanitäre Einrichtungen aufbauen. Für Kinder schaffen wir freundliche Räume, in denen ihnen Schutz gewährt ist. Zudem ist Seuchenprävention wichtig.
tagesschau.de: Welche Hilfe benötigt die Region mittel- und langfristig?
Chrupala: Am Wiederaufbau und weiteren Maßnahmen wird bereits gearbeitet. In den Provinzen Sofala und Manica sind wir bereits aktiv daran beteiligt: Lebensmittel und Haushaltsgegenstände sowie Hygiene-Kits werden verteilt, weiterhin Decken und Material, um die Häuser abzudichten. Wir errichten kinderfreundliche Orte, um ihnen einen normalen Alltag zu ermöglichen. Wir arbeiten dabei eng mit anderen Nichtregierungsorganisationen und der Regierung zusammen.
Auch in der nun betroffenen Cap-Delgardo-Provinz kooperieren wir mit anderen Nichtregierungsorganisationen, den UN und der Regierung, um den am meisten Betroffenen humanitäre Hilfe zukommen zu lassen.
Das Interview führte Wulf Rohwedder, tagesschau.de