Abgesagte Mission Rückschlag für Indiens Mondpläne
Wenige Minuten vor dem geplanten Start hat Indien seine erste Mondlandemission abgebrochen. Der Grund: technische Probleme an der Rakete. Das Zeitfenster für einen neuen Versuch ist klein.
Enttäuschung im indischen Weltraumzentrum in Sriharikota, nördlich der südindischen Millionenstadt Chennai. Kurz vor dem Start wurde der Countdown für den geplanten Abschuss einer Rakete zum Mond abgebrochen.
Es habe technische Probleme gegeben, gab der Sprecher der indischen Weltraumagentur ISRO den versammelten Journalisten bekannt: "Am Trägerraketensystem wurde eine technische Fehlfunktion festgestellt. Deshalb haben wir, als Vorsichtsmaßnahme, den Countdown 56 Minuten vor dem Start abgebrochen. Ein neuer Termin für einen Start wird später bekannt gegeben", erklärte I.R. Guruprasad.
Kurzes Zeitfenster
Alles hänge nun davon ab, ob der Fehler schnell gefunden wird, sagte der indische Wissenschaftsautor, Pallavan Bagla, im indischen Fernsehen. Das Zeitfenster für die ambitionierte indische Mondmission sei sehr klein. "Der Zeitpunkt für den Start, um genau 2.51 Uhr in der Nacht, wurde ja deshalb ausgewählt, weil davon abhängt, wann 'Chandrayaan 2' den Mond erreicht und wann die Kapsel dort landen kann. Das sollte zu einem Zeitpunkt geschehen, wenn Sonnenlicht auf diesen Bereich des Mondes fällt."
Im Rahmen der Mission "Chandrayaan 2" soll im südlichen Bereich auf der meist dunklen Seite des Mondes nach Wasser gesucht werden. Dafür hat die indische Mondfähre auch Forschungsmaterial der US-Weltraumagentur NASA an Bord. Medienberichten zufolge wurden nahezu alle Komponenten der Mondmission "Chandrayaan 2" in Indien entwickelt.
Zuschauer, die den Raketentstart verfolgen wollten, gehen nach der Absage nach Hause
Indien hat große Pläne
Ein Abbruch kurz vor dem Start sei nichts Ungewöhnliches, sagte Bagla während der Übertragung im indischen Fernsehsender NDTV. Immerhin sei so die teure Rakete erhalten geblieben und könne zu einem späteren Zeitpunkt genutzt werden. Sollten die technischen Probleme nicht gelöst werden können, hätte dies aber durchaus Folgen für das indische Weltraumprogramm. In zwei oder drei Jahren plant Indien eine bemannte Weltraummission und danach den Aufbau einer eigenen Weltraumstation.
"Sollte es ernsthafte Probleme mit dem Trägerraketensystem geben, dann wäre das ein schwerer Rückschlag für das indische Weltraumprogramm", sagt Bagla. "Denn Indien will ja mit genau so einer Rakete Astronauten in den Weltraum schicken. Und dann darf natürlich nichts schief gehen."
Suche nach Wasser - auch zuhause
Die Kosten für die indische Mondmission wurden mit umgerechnet rund 124 Millionen Euro angegeben, was im Vergleich zu anderen Weltraumprogrammen wenig ist.
"Chandrayaan 2" war ursprünglich ein indisch-russisches Projekt, das bereits im Jahr 2013 an den Start gehen sollte. Doch nachdem Russland als Partner abgesprungen war, entwickelte die indische Weltraumagentur die Pläne alleine weiter.
Das indische Weltraumzentrum Sriharikota, wo die Suche nach Wasser auf dem Mond an den Start gehen soll, liegt keine 100 Kilometer von der Millionenstadt Chennai entfernt, die schon seit Wochen auf dem Trocknen sitzt. Trinkwasser für die Einwohner von Chennai wird mit Zügen und Lkw herangefahren. In vielen Stadtteilen kommt schon lange kein Wasser mehr aus dem Hahn.