Manipulation bei Verbrauchsangaben Mitsubishi trickst seit 25 Jahren
Der japanische Autokonzern Mitsubishi hat zugegeben, bereits seit 1991 Angaben zum Spritverbrauch geschönt zu haben, deutlich länger als bisher bekannt. Vergangene Woche räumte der Konzern ein, regelwidrige Untersuchungsmethoden angewendet zu haben.
Bisher hatte Mitsubishi lediglich erklärt, die Tricksereien reichten bis mindestens 2002 zurück. Vergangene Woche sprach der Konzern von Manipulationen bei 625.000 Kleinstwagen für den heimischen Markt. Darunter seien auch Modelle des Konkurrenten Nissan, die Mitsubishi mitbaut.
Der Konzern gab nun zu, die Messmethode zur Manipulation der Verbrauchswerte sei bereits seit 1991 auf dem japanischen Markt genutzt worden. "Wir wissen nicht, wie viele Modelle betroffen sind", sagte Vize-Chef Rygugo Nakao.
Dutzende Modelle könnten betroffen sein
In Deutschland werden die Modelle, von denen bislang die Rede war, nicht verkauft. Bei ins Ausland gelieferten Fahrzeugen seien keine Regelwidrigkeiten bei den Spritangaben festgestellt worden, so der Konzern. Die Testmanipulationen dürften keine Auswirkungen auf die Abgaswerte der betroffenen Autos haben.
Getrickst hat Mitsubishi bei sogenannten Kei-Cars. So werden in Japan Kleinstwagen genannt, deren Motoren einen Hubraum von höchstens 660 Kubikzentimeter haben und nicht breiter als rund 1,50 Meter sein dürfen. Diese Autos sind in Japan steuervergünstigt.
Bislang war die Rede von vier Modellen, bei denen getrickst wurde: die Nissan-Kleinstwagen Dayz und Dayz Roox sowie die Mini-Autos eK Wagon und eK Space des Mitsubishi-Konzerns. Von den Nissan-Modellen seien bis Ende März 468.000 Stück verkauft worden, von den fraglichen Mitsubishi-Fahrzeugen 157.000 Stück.
Ein Bericht der Wirtschaftszeitung "Nikkei" nährt aber Zweifel an diesen Angaben: Wegen des nun bekannt gewordenen längeren Zeitraums könnten bei Mitsubishi gleich dutzende Modelle unzulässig getestet worden sein. Bisher hatte das Unternehmen selbst von zwei eigenen und zwei für Nissan produzierten Fahrzeugtypen gesprochen.
Regelwidrig nach US-Standards getestet
Mitsubishi will zur Aufklärung der Vorgänge eine Sonderkommission mit externen Experten einsetzen. Mit Ergebnissen werde in rund drei Monaten gerechnet. Das Tokioter Verkehrsministerium setzte inzwischen seinerseits ein Komitee ein, das auch die Untersuchungen anderer Hersteller unter die Lupe nehmen soll. Heimische Autobauer wurden aufgefordert, ihre Verbrauchstests einzureichen.
Mitsubishi hat nach eigenen Angaben den Benzinverbrauch nicht nach japanischen Vorschriften, sondern nach US-Standards getestet. Damit machte sich der Hersteller zunutze, dass bei US-Tests der niedrigere Verbrauch bei Autobahnfahrten ausgewiesen werden darf, während in Japan Werte aus dem Stadtverkehr mit zumeist höherem Benzinbedarf gemeldet werden müssen.
Sinkflug für die Mitsubishi-Aktie
Der Skandal setzt Mitsubishi wegen drohender Schadenersatzzahlungen und Strafen stark zu. Der Marktwert des Konzerns hat sich seit Bekanntwerden der geschönten Verbrauchswerte um fast 3,9 Milliarden Dollar auf die Hälfte halbiert. Am Dienstag brachen die Aktien um fast zehn Prozent weiter ein.
Im Herbst 2015 war der Manipulationsskandal bei Volkswagen bekannt geworden. Der Wolfsburger Konzern hatte zugeben müssen, bei rund elf Millionen Fahrzeugen weltweit eine verbotene Software eingebaut zu haben. Sie sorgt dafür, dass bei Tests der Abgasausstoß niedriger angezeigt wird, als er beim normalen Fahren auf der Straße ist.