US-Bundesstaat Alabama Mercedes-Arbeiter stimmen gegen Gewerkschaft
Was in Deutschland selbstverständlich ist, gilt nicht unbedingt für die USA: Bei Mercedes im Bundesstaat Alabama haben die Arbeiter die Vertretung durch eine Gewerkschaft abgelehnt. Mercedes soll aggressiv für die Ablehnung geworben haben.
Nach ihrem Erfolg bei VW in Tennessee ist die US-Gewerkschaft UAW mit dem Versuch gescheitert, auch Mercedes-Arbeiter in zwei Werken im Bundesstaat Alabama unter ihr Dach zu bringen. Bei einer Abstimmung sprachen sich 56 Prozent der Belegschaft gegen eine gewerkschaftliche Vertretung durch die UAW aus.
Mit insgesamt 4687 abgegebenen Stimmen nahmen 92 Prozent der Beschäftigten teil, wie Mercedes mitteilte. Das National Labor Relations Board (NLRB), das als unabhängige US-Bundesbehörde die Beziehungen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern überwacht, bestätigte das Ergebnis. 44 Prozent der Arbeiter stimmten demnach dafür.
Beschwerden gegen Mercedes
Der Chef der UAW, Shawn Fain, sagte, man werde nicht aufgeben und sich weiter für gewerkschaftliche Organisation einsetzen. "Wir waren schon einmal hier, wir werden weitermachen und wir werden gewinnen", sagte er mit Blick auf die Mercedes-Werke in Alabama. Laut NLRB muss die Gewerkschaft nun ein Jahr warten, um die Abstimmung wiederholen zu lassen.
UAW-Chef Shawn Fain (am Rednerpult) will trotz der Niederlage nicht aufgeben.
Beim NLRB waren zuletzt Beschwerden von Mercedes-Beschäftigten aus Alabama eingegangen, die unter anderem unfaire Maßnahmen des Unternehmens wegen ihrer gewerkschaftlichen Aktivitäten beklagten. Zudem hat die UAW eine Beschwerde nach dem deutschen Lieferkettengesetz wegen mutmaßlicher Menschenrechtsverstöße eingereicht, die auch das Recht auf gewerkschaftliche Organisation umfassen.
Gouverneurin steht an der Seite des Unternehmens
Wie die ARD-Korrespondentin Claudia Sarre berichtet, hatte Mercedes mit Flugblättern und Schildern eine "aggressive Kampagne gegen den Gewerkschaftsbeitritt gefahren". Sogar eine externe Beratungsfirma hatte der Autobauer dafür engagiert. Laut UAW-Chef Fain habe Mercedes die Gewerkschaft "aktiv bekämpft". Eine Sprecherin von Mercedes-Benz US International (MBUSI) hatte hingegen erklärt, das Unternehmen respektiere "die Wahl unserer Teammitglieder, sich gewerkschaftlich zu organisieren, voll und ganz".
Die republikanische Gouverneurin in dem südlichen Bundesstaat, Kay Ivey, warnte dem ARD-Studio Washington zufolge die Arbeiter davor, dass sie durch einen Gewerkschaftsbeitritt ihren Job verlieren könnten. Das Wachstum der Branche sei in Gefahr. Nach der Abstimmung schrieb sie auf der Plattform X: "Die Automobilfertigung ist eine der Kronjuwelen-Industrien Alabamas und die Nummer eins im Land, und wir sind entschlossen, dies auch weiterhin so zu halten."
Südstaaten sind für Gewerkschaft kein gutes Terrain
Für die US-Gewerkschaft UAW, die ihren Einfluss über die drei amerikanischen Autoriesen hinaus ausweiten will, ist das ein herber Rückschlag. Gerade in den südlichen Bundesstaaten wie Alabama ist sie bisher schwach vertreten. Nachdem es der UAW im April gelungen war, im dritten Anlauf zur gewerkschaftlichen Vertretung für VW-Arbeiter im Bundesstaat Tennessee zu werden, machte sie sich Hoffnungen auf mehr.
Die Gewerkschaft versucht gerade auch, Arbeiter in anderen Werken zu organisieren: etwa bei Toyota in Kentucky und Hyundai in Alabama. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, 13 Unternehmen mit fast 150.000 Beschäftigten zu vertreten. Die meisten Standorte befinden sich in südlichen Bundesstaaten wie Tennessee. Rückenwind gab der Gewerkschaft zuletzt, dass sie im vergangenen Herbst nach einem wochenlangen Streik bei den US-Konzernen General Motors, Ford und Stellantis bessere Arbeitsbedingungen und Einkommenserhöhungen von rund 25 Prozent durchsetzen konnte.
Mit Informationen von Claudia Sarre, ARD-Studio Washington