Kongo Geschichte Kleine Geschichte Kongos
Die Geschichte Kongos wurde maßgeblich durch die Kolonialzeit geprägt. In ihr wurzeln viele Konflikte der Gegenwart. Aber nicht alle Gründe für die schwierige Entwicklung des Landes lassen sich hieraus ableiten.
Vor der Kolonisierung bestanden mehrere Königreiche und Stammesfürstentümer auf dem Gebiet der heutigen Demokratischen Republik Kongo. Mit der Erforschung des Kongo-Gebietes durch die Briten Henry Morton Stanley und David Livingstone in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die Interessen europäischer Großmächte geweckt. Frühzeitig erkannten die Europäer die reichen Vorkommen an Edelmetallen, Diamanten und anderen lukrativen Rohstoffen. Hunderte von Verträgen, die der belgische König Leopold II. mit den Stammesfürsten abschloss, sicherten Belgien den Zugang zu den Rohstoffvorkommen in Zentralafrika. Auf der Berliner Kongo-Konferenz 1884 vereinbarten die europäischen Großmächte freien Handel und freie Schifffahrt im dem Kongobecken. Diese zwei wesentlichen Punkte waren die Voraussetzung für eine internationale Anerkennung des Freistaates Kongo.
Kongo unter der Herrschaft Belgiens
Das Gebiet des Kongo wurde Belgien zuerkannt, Leopold II. zum Herrscher des Freistaats Kongo. 1908 wurde daraus Belgisch-Kongo. Während der menschenfeindlichen belgischen Herrschaft wurden die Bodenschätze des Landes brutal ausgebeutet, viele Kongolesen versklavt. Millionen Menschen verloren dabei ihr Leben. Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 kam die Kontrolle der Kolonialmächte über die okkupierten Länder ins Wanken. Sowohl in Belgien als auch in Kongo erstarkten die politischen Kräfte, die die Unabhängigkeit des Kongo forderten. Bis zur Unabhängigkeit des Landes am 30. Juni 1960 gelang es weder den kongolesischen, noch den belgischen Kräften, ein funktionierendes politisches System in Kongo zu etablieren. Das Parteiensystem war zersplittert, die Bevölkerung verfügte nicht über die politische Bildung, der allgemeine Wille, demokratische Zustände einkehren zu lassen fehlte.
Die 60er - Chaos in Kongo
Die ersten Jahre der Unabhängigkeit gingen als "Kongowirren" in die Geschichte ein. Die Regierung des charismatischen Patrice Lumumba wurde zerrieben in der Auseinandersetzung des belgischen Königshauses, der UNO und einer Vielzahl kongolesischer Interessengruppen. Aus den gewaltsamen Wirren ging schließlich die kongolesische Armee als Sieger hervor. Nach dem Bruch der Regierung Lumumba 1960 übernahm Mobutu Sese Seko die Führung. Lumumba und mehrere seine Anhänger wurden unter mysteriösen Umständen umgebracht.
Die Diktatur Mobutus
Zwar gelang es Mobutu, sich dauerhaft als Herrscher in Kongo zu etablieren und dem Land nach den ersten Jahren des Chaos eine Ordnung zu geben. Sein Regierungsstil aber gründete auf Gewalt, Korruption und Repression. 1971 veranlasste er die Umbenennung von Kongo in Zaire, das diesen Namen bis zum Ende der Regierung Mobutu 1997 behielt. Das politische System von Zaire ähnelte dem sowjetischen Regime. Die Machtfülle Mobutus war unbeschränkt und die Opposition zersplittert, einzelne Putschversuche und Studentenunruhen wurden mit Hilfe der Streitkräfte niedergeschlagen. Statt einer funktionsfähigen Verfassung existierten bis zu vier verschiedene Entwürfe.
Auch unter Mobutu gelang es nicht, die grundlegende Reichhaltigkeit an Bodenschätzen dem Land und seiner Bevölkerung zugute kommen zu lassen. Stattdessen bereicherten sich die oberen Führungszirkel, Korruption gehörte ins politische Tagessgeschäft des "Mobutu-Clans". Alle Strukturanpassungsprogramme und die Sanierungspolitik scheiterten. Stattdessen verschärften sich durch Landreformen und Migrationsbewegungen von Millionen Menschen die sozialen Spannungen in der Bevölkerung. Dies betraf vor allem den Osten des Landes im Gebiet um die Großen Seen an den Grenzen zu Uganda und Ruanda.
Massenmord an den Großen Seen
Die Region um die Großen Seen entwickelte sich binnen weniger Jahre zur Hauptproblemregion Zentralafrikas. Die willkürliche Grenzziehung zu Kolonialzeiten, millionenfache, grenzüberüberschreitende Wanderungsbewegungen und eine gezielte Agitation von außerhalb waren die Hauptursachen für den Massenmord zwischen Tutsi und Hutu im Frühsommer 1994. Die Regierung Mobutu hatte die Kontrolle über Ost-Kongo und die verwirrend aufgesplitterten militärischen und politischen Kräfte verloren. Mindestens 800.000 Menschen verloren innerhalb nur weniger Monate ihr Leben. Auf Betreiben von Ruanda und Uganda wurde der Regierung Mobutu ein Ende gesetzt und im Mai 1997 Laurent Desire Kabila als neuer Staatspräsident vereidigt.
Bürgerkrieg in Ost-Kongo und Tod Kabilas
Unter Kabila trat der Konflikt um Rohstoffe zwischen Rebellen, Nachbarstaaten und kongolesischer Regierung offen zutage. Keiner der mehrfach vereinbarten Friedensverträge war von Dauer, für die Menschen in Kongo entwickelte sich der ewige Bürgerkrieg zu einer Tragödie. Der kongolesische Staat hatte es endgültig aufgeben, für seine Bürger zu sorgen. Bis zu 3 Millionen Menschen verloren in wenigen Jahren ihr Leben, Millionen flüchteten, 16 Millionen Kongolesen litten Hunger. Im Januar 2001 wurde Kabila ermordet. Kurze Zeit darauf übernahm sein Sohn Joseph Kabila das Amt des kongolesischen Präsidenten. Zwar gelang es ihm, dem Friedensprozess neuen Schwung zu geben und einen neuen innerkongolesischen Dialog anzustoßen. Bislang aber konnten sich die Konflikt-Parteien auf keinen verlässlichen Friedensvertrag einigen. Nach wie vor herrschen in den Städten und Provinzen eigenständige Milizen und Rebellengruppen. Die kongolesische Regierung ist nicht Herr über ihr eigenes Territorium.