Ex-Koch gibt Einblick ins Privatleben von Kim Jong II "Dort ist fast alles aus Marmor - sogar der Parkplatz"
Kenji Fujimoto wollte eigentlich nur kurze Zeit in einem Hotel in Pjöngjang arbeiten. Doch dann wurde Kim Jong Il auf den Koch aufmerksam - und bot ihm viel Geld, damit er bleibt. Zwölf Jahre lang bekochte Fujimoto den Diktator - und bekam so Einblick in sein Privatleben.
Von Mario Schmidt, ARD-Studio Tokio
Er war angeblich der Sushi-Meister von Kim Jong Il. Kenji Fujimoto nennt er sich und will nicht erkannt werden. Der Japaner hat Angst vor nordkoreanischen Killerkommandos, deshalb trägt er eine kugelsichere Weste. Drei Bücher hat er über das Privatleben seines ehemaligen Chefs geschrieben. "Ich habe ihn als warmherzigen Familienvater erlebt", erzählt Fujimoto, der ehemalige Koch von Kim. "Er ist Hand in Hand mit seiner Frau auf der Wasserrutsche gerutscht, davor saßen die Kinder. Mit denen ist er auch Jet-Ski gefahren." Für die beiden jüngsten Söhne habe er in allen Villen Basketballfelder bauen lassen.
Marmor, Reitställe und hohe Decken
Dass er vermutlich kein Spinner ist, zeigen seine Fotos: Kim Jong Il privat mit kurzen Hosen und dicken Waden - sein Koch mit weißem Handtuch. Er sah ihn fast täglich, fuhr mit ihm in der Mercedes-Kolonne - frühmorgens um der Satellitenaufklärung der Amerikaner zu entgehen. Und er war in den Residenzen, um die 20 sollen es sein. "Dort ist fast alles aus Marmor - sogar der Parkplatz", so Fujimoto. Bei Regen sei es daher sehr rutschig gewesen. "Die Innenaustattungen sind luxuriös, er gibt überall Reitställe. Besonders stolz ist er auf seine hohe Decken."
Luxus für den Diktator - während das Volk hungert
Der Koch verdiente gut und wurde wie alle Vertrauten beschenkt - mit Motorrädern und einem Mercedes. Auf jedem Nummerschild steht vorne 2/16 - für den 16. Februar, Kim Jong Ils Geburtstag. Zwölf Jahre bis 2001 war er mit Unterbrechungen beim Diktator. Der Koch kaufte in aller Welt für Zehntausende Dollar Delikatessen ein, als das Volk schon hungerte. "Auf seinen Banketten flogen nur so die Dollarscheine über den Tisch. Etwa 50.000 lagen auf einem Stapel vor ihm. Wenn er mit jemandem zufrieden war, hat er ihm Scheine in die Hand gedrückt. Arabische Ölscheichs können kaum verschwenderischer sein", meint Fujimoto.
Bald kein Geld mehr für Geschenke?
Er erlebte aber auch, wie Familien plötzlich verschwanden und Menschen beim Diktator in Ungnade fielen: "Einmal wurde im Fernsehen etwas gemeldet, was er noch nicht abgesegnet hatte. Er brüllte ins Telefon und sagte seinem Sekretär, der Verantwortliche solle sofort ein Jahr ins Umerziehungslager." Ihn habe der Diktator immer gut behandelt, trotzdem wurde es Fujimoto irgendwann zu heiß. Er kehrte nach einer Einkaufstour nicht zurück und blieb in Japan. Kim müsse verzweifelt sein, glaubt er. Ihm gehe wegen der Sanktionen das Geld aus. Doch wenn Kim Jong Il die Bonzen aus Partei und Militär nicht mehr beschenken könne, werden die ihn irgendwann stürzen - das glaubt zumindest sein ehemaliger Koch.