Chinesische Invasion Die Spielcasinos in Blagoweschensk
Von Karla Engelhard, ARD-Hörfunkstudio Moskau
Im Spielkasino "Oasis" in Blagoweschensk, einem von 30 in der Stadt, scharen sich um die zahlreichen Spieltische schwitzende Chinesen in ärmellosen Sporthemden. Russen und Frauen sind kaum zu sehen und wenn, dann als Bedienung. Die Chinesen spielen Black Jack, Baccara oder Roulett. Die Einsätze liegen zwischen umgerechnet zwei und 200 Dollar. Gelangweilt schauen die Bardamen dem Treiben zu - sie haben nicht viel zu tun. Die Chinesen trinken nur Wasser und auch das wenig, meint die zierliche, schwarzgelockte Ira, Bardame im "Oasis".
Risikofreudige Klientel
Anfang der 90er Jahre schossen in Blagoweschensk die Casinos wie Pilze aus dem Boden - pro Kopf mehr als in Moskau. Das lockt ihm Jahr Zehntausende Chinesen an, denn organisiertes Glücksspiel ist in China noch immer verboten. Die Russin Jelena Dubina arbeitet schon fünf Jahren als Reiseführerin für Chinesen. "Sie sind ganz anders",, sagt sie über ihre Klienten. Chinesen seien sehr pünktlich, interessiert und spielten gern.
Glücksspiel als Belohnung
Oft holt sie ihre Gruppen vor dem Casino ab. Denn gespielt wird auch schon mal in den kurzen Mittagspause zwischen den einzelnen Exkursionen. An einem Abend habe ein Chinese 1500 Dollar verloren, ein anderer dafür 2000 Dollar gewonnen - beide haben gelächelt, erklärt Jelena. Sie weiß: Die Chinesen kommen gern nach Russland, denn sie bekommen die Reisen von ihrer Gewerkschaft oder von ihren Fabriken kostenlos - als Prämie. Sie wissen, das die Sowjetunion früher China eine große Hilfe gewesen ist - sie nennen Russland auch "älteren Bruder"."
Moderne Bruderhilfe
Nun bringen die Chinesen Geld in die 40.000-Einwohnerstadt Blagowenschensk - als Touristen, Händler oder Spieler. Schaut man jedoch über den Grenzfluss Amur auf die chinesische Nachbarstadt Cheij-Cheij, scheint das meiste Geld jedoch dort anzukommen. Aus dem einstigen, kleinen Dorf mit einstöckigen Holzhäusern ist eine Wolkenkratzerstadt mit fast zwei Millionen Einwohnern geworden. Blogoweschensk dagegen strahlt mit seinen 60er-Jahre-Bauten noch immer alten Sowjetcharme aus. Die meisten Casinos gehören Chinesen oder russischen Strohmännern der Chinesen.
Bauherr mit Nobelkarosse
Der 50jährige Chinese Che Wenan ist größter Bauherr in Blagoweschensk. Sein Bauunternehmen "Chuafu" baute in den letzten Jahren Einkaufspassagen, Wohnhäuser und zahlreiche Casinos. Woher das Geld für die Investitionen kommt, verrät er nicht. Aber er fahre den ersten nagelneuen 600er Mercedes in Blagoweschensk. Den habe er in Moskau gekauft und mit dem Zug mitgebracht, berichtet er und betont: "Die deutschen Autos sind sehr gut."
Lächelnd erklärt er zum Abschied die Bedeutung des Namens seines Bauunternehmens "Chuafu". Chuafu heisse "Schönheit und Reichtum". Und das sagt Che auf russisch.