Folgen von Aids Das Virus zerstört ganze Volkswirtschaften
Verheerende wirtschaftliche Konsequenzen wird das Aids-Virus für die Entwicklungsländer haben: So befürchten die Vereinten Nationen, dass in vielen Ländern der Dritten Welt der langsame Aufschwung der letzten Jahre durch das Virus wieder zerstört werden könnte.
Experten der UNO und der Weltbank gehen davon aus, dass das ohnehin geringe Wirtschaftswachstum in den Ländern der Dritten Welt um ein Prozent jährlich zurückgehen wird. Zusätzlich werden explodierende Gesundheitskosten die Volkswirtschaften belasten. Schon heute steigt nach Berechnungen von UN-Experten die Zahl der Menschen, die in Hunger und Armut leben, um jährlich fünf Prozent.
AIDS wird zum Sicherheitsrisiko
Hansjörg Dilger, Ethnologe an der Freien Universität Berlin und Aids-Experte für den afrikanischen Kontinent, spricht von einem "Teufelskreis", in dem sich viele Entwicklungsländer befänden. "An den Schulen sterben die Lehrer, die Kinder werden schlechter ausgebildet, in der Wirtschaft fehlen die Arbeitskräfte, und in den Familien müssen die Kranken versorgt werden", fasst Dilger die Eindrücke aus Botswana zusammen. Im Juli 2002 besuchte er einen Aids-Kongress in dem afrikanischen Land. Firmen seien dort dazu übergegangen, jeden Ausbildungsplatz doppelt und dreifach zu besetzen, um später zumindest eine qualifizierte Arbeitskraft einsetzen zu können.
Der Verlust von Menschenleben und Kapital könnte zahlreiche Entwicklungsländer langfristig zu einem Sicherheitsrisiko werden lassen, warnt Dilger. Er fordert daher ein verstärktes Engagement der Industrienationen.
Prekäre Lage am Kap der Guten Hoffnung
Auch der Automobilkonzern DaimlerChrysler finanziert Präventionsseminare und Medikamente für seine über 4000 Angestellten und deren Angehörige in Südafrika. "Wir müssen den Menschen oftmals erst die Angst nehmen, sich auf Aids testen zu lassen", so Ursula Mertzig von DaimlerChrysler. Daher garantiere man auch den Arbeitplatz, falls ein Mitarbeiter positiv getestet werde. Neben der sozialen Absicherung geht es aber auch um wirtschaftliche Interessen: "Wir wollen unsere Arbeitskräfte nicht verlieren", weist Mertzig auf die prekäre Lage am Kap der Guten Hoffnung hin. Allein in Südafrika leben gut fünf Millionen Menschen mit dem HI-Virus.
Timo Pache