Initiative des Umweltministeriums Mehr Schutz für die Antarktis?
Die Temperaturen steigen, das Eis der Polkappen schmilzt. Das Bundesumweltministerium will sich deshalb für mehr Schutzgebiete in der Antarktis einsetzen. Zudem soll es bald einen Meeresbeauftragten geben.
Das Bundesumweltministerium will eine Offensive für den Meeresschutz starten. Angestrebt werde eine "verbindliche und ressortübergreifende Meeresstrategie", sagte die Parlamentarische Staatssekretärin im Umweltministerium, Bettina Hoffmann, bei einer Veranstaltung zum Schutz des Südpolarmeeres im Bundestag.
Ein Fokus liegt auf der Antarktis: Innerhalb der Bundesregierung herrsche Einigkeit, die Ausweisung von Schutzgebieten im Südpolarmeer voranzubringen, so Hoffmann. Das gelte insbesondere für das Weddellmeer in der Antarktis. Wenn es gelänge, das Weddellmeer zu schützen, wäre dies eines der größten Meeresschutzgebiete der Welt, sagte Hoffmann. Es handele sich um eine der letzten, fast unberührten Regionen in der Antarktis mit einer sehr großen Artenvielfalt. Aber auch die ist nach Angaben von Experten bereits in Gefahr.
Artenvielfalt in Gefahr
Der Meeresbiologe Ralf Sonntag, der für die Nicht-Regierungsorganisation "World Future Council" an der Veranstaltung teilnahm, erklärte, viele der Arten, die vor 100 Jahren in der Antarktis gejagt wurden, hätten sich noch immer nicht erholt. Dazu zählten etwa Wale, Robben und Pinguine.
Wenn die Artenvielfalt zurückgehe, könnten ganze Ökosysteme aussterben und das würde sich letztendlich auch auf die Menschen auswirken. Deshalb müsse es ein Netzwerk von Schutzgebieten im Südpolarmeer geben, um die fragilen Ökosysteme zu bewahren.
Wirtschaftliche Interessen erschweren Schutz
Laut Staatssekretärin Hoffmann arbeitet die Bundesregierung seit Jahren unter dem Dach der Kommission zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (CCAMLR) an der Einrichtung eines Schutzgebietes im Weddellmeer. Das Vorhaben scheitere aber bislang an den geopolitischen und wirtschaftlichen Interessen von Russland und China. Beide Staaten würden sich aktuell gegen alle Vorschläge für ein Schutzgebiet im Südpolarmeer aussprechen.
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine mache die internationalen Verhandlungen noch schwieriger, erklärte Hoffmann. So sei ein geplantes High-Level-Treffen mit China und Russland zum Meeresschutz vor dem Hintergrund des Krieges abgesagt worden.
Umwelthilfe: Meeresschutz ist Klimaschutz
Umweltorganisationen dringen seit längerem auf einen stärkeren Schutz der Weltmeere. Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, wies darauf hin, dass das Südpolarmeer so viel Kohlenstoff wie kein anderer Ozean speichere. Meeresschutz sei deshalb auch Klimaschutz. Es müssten nun endlich neue Schutzgebiete geschaffen werden, forderte er. Darauf müsse die Bundesregierung hinwirken.
Staatssekretärin Hoffmann kündigte an, dass die Bundesregierung die Stelle eines neuen Meeresbeauftragten schaffen werde. Weitere Details nannte sie zunächst nicht.