Teilnehmerin einer Demonstration gegen Feinstaubbelastung in Stuttgart

EU-Beschluss Neue Regeln für bessere Atemluft

Stand: 23.11.2016 15:19 Uhr

Die Luft in Europa ist besser geworden, doch aufatmen kann man deshalb nicht. Noch immer sterben in der EU viele Menschen vorzeitig an den Folgen verschmutzter Luft. Nun hat das EU-Parlament die Höchstmengen für den Ausstoß von Schadstoffen herabgesetzt.

Die Luft in der EU soll besser werden: Die Abgeordneten des EU-Parlaments haben für strengere Vorgaben bei den Höchstmengen des Schadstoff-Ausstoßes gestimmt. Dabei geht es etwa um Feinstaub und die von Dieselfahrzeugen ausgestoßenen Stickoxide. Die neuen Höchstmengen sollen in den Mitgliedstaaten bis 2020 beziehungsweise 2030 eingehalten werden.

So ist vorgesehen, etwa den Ausstoß von Feinstaub bis 2030 um die Hälfte gegenüber dem Jahr 2005 zu reduzieren, die Menge der Stickoxide sogar um 63 Prozent. Umweltzonen und die Grenzwerte für in der Luft vorhandenen Feinstaub sind von der Gesetzesänderung aber nicht betroffen.

Luft besser, aber nicht bestens

Dabei ist laut einem Bericht der Europäischen Umweltagentur (EUA) die Luftqualität in Europa bereits besser geworden. Eine Verbesserung sei vor allem da spürbar, "wo Kohlekraftwerke geschlossen und mehr auf erneuerbare Energien gesetzt wird", sagte der Leiter der Untersuchung, Martin Adams. Trotzdem seien immer noch zu viele Menschen gesundheitsgefährdendem Feinstaub ausgesetzt.

Im Jahr 2014 mussten demnach 85 Prozent der städtischen Bevölkerung eine Feinstaubbelastung hinnehmen, die nach Erkenntnissen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) schädlich ist. Gemessen an den Grenzwerten der EU, die höher liegen, waren bis zu 17 Prozent der Stadtbewohner zu hohen Feinstaubkonzentrationen ausgesetzt. Die EUA schätzt, dass jedes Jahr 467.000 Menschen aufgrund von Luftverschmutzung vorzeitig sterben. Feinstaubpartikel können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Asthma und Lungenkrebs verursachen oder verschlimmern. Der Bericht stützt sich auf Messungen von 2014 in mehr als 400 Städten in 41 europäischen Ländern.

Nach Aussage der EUA würden bei der Emissionsreduzierung viele Bereiche außerhalb der Industrie vernachlässigt - private Haushalte etwa. "In einigen Ländern ist das Heizen mit Holz ein großes Problem, in anderen die Verwendung von Düngemitteln in der Landwirtschaft", so Adams. In Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden und Griechenland sei zum großen Teil der Verkehr für die schlechte Luft verantwortlich.

Feinstaub-Messanlage

Immer wieder wird etwa in Stuttgart der Feinstaub-Alarm ausgerufen. Spezielle Anlagen messen die Belastung.

Blick auf die Landwirtschaft

Deutschland sei bei der Verringerung der Ausstoßes bestimmter Schadstoffe auf gutem Weg, sagte Marcel Langner vom Umweltbundesamt. Ein Problem sei aber der Ausstoß von Ammoniak, "wofür nahezu komplett die Landwirtschaft verantwortlich ist." Verringern könnten Bauern den Ausstoß von Ammoniak etwa, indem sie Dünger nicht zu lange auf den Feldern liegen ließen, sondern schnell in den Boden einarbeiteten. Weitere Möglichkeiten seien die Abdeckung von Güllelagern und die Reinigung der Abluft aus Ställen.

Die bisherigen Höchstmengen für Stickoxid, das etwa Dieselfahrzeuge ausstoßen, habe Deutschland dagegen ohne spezielle Maßnahmen einhalten können, sagte Langner. Etwa durch die sowieso verschärfte Abgasgesetzgebung, nach der ältere Fahrzeuge aus dem Markt genommen worden seien. So zeigte sich Langner auch zuversichtlich, was die neuen Regeln des EU-Parlaments angeht: "Die neuen Höchstmengen sind ambitioniert, aber nicht unerreichbar."

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 23. November 2016 um 16:00 Uhr.