Auszeichnung in Stockholm Annie Ernaux erhält Literaturnobelpreis
Die französische Schriftstellerin Annie Ernaux erhält den diesjährigen Literaturnobelpreis. Die 82-Jährige gilt als eine der bedeutendsten französischen Autorinnen der Gegenwart, ihr Werk ist stark autobiografisch inspiriert.
Die französische Schriftstellerin Annie Ernaux wird in diesem Jahr mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Das gab die Schwedische Akademie in Stockholm bekannt. Sie bekomme den Preis "für den Mut und die klinische Schärfe, mit der sie die Wurzeln, Entfremdungen und kollektiven Beschränkungen der persönlichen Erinnerung aufdeckt", sagte der Ständige Sekretär der Akademie, Mats Malm, bei der Bekanntgabe der Preisträgerin. Man habe die 82-Jährige telefonisch noch nicht erreichen können, sagte Malm.
Geboren 1940 im kleinen Ort Lillebonne in der Normandie, habe Ernaux schon früh mit der vielfältigen Erkundung ihrer Umgebung begonnen, erklärte die Akademie. In ihrem Werk befasse sie sich mit schwierigen Themen wie Scham, illegaler Abtreibung oder der Wahrnehmung von Konventionen. In ihrer Erinnerungsarbeit knüpfe sie an die Tradition Marcel Prousts an und führe diese zugleich in die heutige Zeit.
Werk ist autobiografisch inspiriert
Ernaux gilt als eine der bedeutendsten französischen Schriftstellerinnen der Gegenwart, ihr Werk ist stark autobiografisch inspiriert. Ihre Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, auf Deutsch erschienen unter anderem "Die Jahre", "Erinnerungen eines Mädchens" und "Das Ereignis". Sie selbst bezeichnete sich einmal als "Ethnologin ihrer selbst". In diesem Jahr stellte sie zudem bei den Filmfestspielen von Cannes ihre autobiografische Dokumentation "The Super 8 Years" vor.
Bislang 16 Frauen ausgezeichnet
Der Nobelpreis für Literatur gilt als die prestigeträchtigste literarische Auszeichnung der Welt. Auf der sogenannten Longlist für den Preis standen in diesem Jahr 233 Kandidaten - welche Namen darunter waren, wird alljährlich streng geheim gehalten. Der Preis geht wie die weiteren traditionellen Nobelpreise auf das Testament des Preisstifters und Dynamit-Erfinders Alfred Nobel zurück.
Von 1901 bis 2021 wurden 114 Literaturnobelpreise an 118 Personen vergeben. Ernaux wird als 17. Frau mit dem Preis geehrt. Im vergangenen Jahr hatte der tansanisch-britische Schriftsteller Abdulrazak Gurnah die Auszeichnung erhalten.
Verleihung traditionell am 10. Dezember
Alle Nobelpreise sind wie im Vorjahr mit zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 920.000 Euro) pro Kategorie dotiert. Verliehen werden die Auszeichnungen traditionell am 10. Dezember in Schwedens Hauptstadt Stockholm, dem Todestag Nobels. Aufgrund der Corona-Pandemie erhielten die Ausgezeichneten im vergangenen Jahr ihre Preise im Heimatland überreicht, in Stockholm fand eine reduzierte Zeremonie statt. 2020 war sie ganz abgesagt worden.
Der Preis für Literatur ist der vierte in dieser Woche vergebene Nobelpreis. Am Montag, Dienstag und Mittwoch waren bereits die Nobelpreise für Medizin, Physik und Chemie vergeben worden. Am Freitag wird der Friedensnobelpreis vergeben und am Montag die Auszeichnung für Wirtschaftswissenschaften, die als einzige Kategorie allerdings nicht auf das Testament von Nobel zurückgeht.