RN und Marine Le Pen Abgestraft - aber noch nicht am Ende
2022 will die rechte Politikerin Marine Le Pen Frankreichs Präsident Macron herausfordern. Ob ihr das gelingt, wird dieses Wochenende entschieden. Zuletzt musste sie eine deutliche Wahlniederlage hinnehmen.
Statt Rückenwind wird es für Marine Le Pen beim Parteitag im südfranzösischen Perpignan nun wohl Gegenwind geben. Der Grund: die Schlappe bei den jüngsten Regionalwahlen. Die Chefin des Rassemblement National sieht die Schuld dafür nicht bei sich, sondern bei der historisch niedrigen Wahlbeteiligung.
Wenn zwei von drei Franzosen darauf beharren, nicht wählen zu gehen - vor allem die jungen und die Arbeiterklasse -, dann ist das eine Botschaft, die gehört werden sollte.
Falsche Strategie des RN?
Im Vergleich zu den Regionalwahlen 2015 hatte der Rassemblement National rund 30 Prozent seine Wählerinnen und Wähler verloren. Das setzt Le Pen massiv unter Druck - und bringt sie in Erklärungsnot. Um mehr bürgerliche Stimmen zu gewinnen, verfolgt die 52-Jährige seit Jahren eine Strategie des Weichspülens, eine sogenannte Entteufelung des Rassemblement National.
Das sei nach hinten losgegangen, monieren nun einige Parteimitglieder. Man müsse zurück zu einer radikaleren Haltung. Scharfe Kritik kam auch von Vater Jean-Marie Le Pen. Er warnte die Parteichefin, entweder: "Gibt es eine Wiederaufnahme der Männlichkeit, der klaren Positionen, oder sie wird allmählich verschwinden."
Unterstützung für Marine Le Pen kommt dagegen vom RN-Bürgermeister der Stadt Perpignan, Louis Aliot:
Als wir angeblich zu radikal waren, hieß es, ihr werdet es nie schaffen. Jetzt halten uns einige für nicht radikal genug und sagen uns auch, dass wir es nicht schaffen. Das ist eine falsche Debatte. Wir hatten einfach nur einen Wahlunfall.
"Marine Le Pen hat einen Trumpf"
Der Politologe und Rechtsextremismusforscher Jean-Yves Camus geht davon aus, dass der Parteitag am Wochenende ohne große Überraschungen über die Bühne gehen wird. Le Pen werde seiner Einschätzung nach als Vorsitzende des Rassemblement National bestätigt. Zumal es keinen Gegenkandidaten gibt. So sieht es auch der Präsident des Umfrageinstituts ELABE, Bernard Sananès:
Marine Le Pen hat einen Trumpf - ihre Basis ist ihr extrem treu. 80 Prozent ihrer Wähler haben 2017 für sie abgestimmt und bei den Beliebtheitsumfragen geben 90 Prozent der Rassemblement-National-Sympathisanten an, ihr zu vertrauen.
Dieses Vertrauen will Le Pen im kommenden Frühjahr bei der Präsidentschaftswahl nutzen, um Emmanuel Macron aus dem Amt zu drängen. "Die Präsidentschaftswahl scheint wie nie zuvor die Wahl zu sein, die es ermöglicht, die Politik und die Politiker zu wechseln; und dass uns die Franzosen bei dieser Mission unterstützen. Ich rufe die Franzosen ab morgen dazu auf, gemeinsam die Alternative aufzubauen, die Frankreich braucht."