Machtkampf bei Frankreichs Rechtsextremen Front National wirft Gründer Le Pen raus

Stand: 21.08.2015 00:12 Uhr

Der rechtsextreme Front National in Frankreich hat entschieden: Sein Gründer Jean-Marie Le Pen wird ausgeschlossen. Er habe mit antisemitischen Äußerungen den Bogen überspannt. Doch Le Pen will nicht gehen.

Von Barbara Kostolnik, ARD Berlin

Die Präsidentin des Front National, Marine Le Pen, hat nicht nachgegeben. Und am Ende hat sie sich durchgesetzt: Jean-Marie Le Pen, Gründer und Ehrenvorsitzender der Partei, wird ausgeschlossen - wegen einer Reihe schwerwiegender Fehler. Unter anderem hatte er die Gaskammern der Nationalsozialisten als "Detail des Zweiten Weltkriegs" bezeichnet.

Erklärung des Front National
"Nach der heutigen Sitzung hat das Exekutivbüro des Front National in disziplinarischer Zusammensetzung beraten und mit der erforderlichen Mehrheit den Ausschluss von Herrn Jean-Marie Le Pen als Mitglied des Front National beschlossen. Die vollständige und begründete Entscheidung wird Herrn Le Pen in Kürze übermittelt."

Le Pens Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: "Ich bin empört, weil ich das Gefühl habe, dass ich von diesen Schergen des Exekutiv-Komitees in einen Hinterhalt gelockt worden bin." Es gebe eine regelrechte Hexenjagd "auf alle, die nicht zu 100 Prozent der Meinung von Marine Le Pen anhängen", sagte er nach dem Treffen des Exekutiv-Gremiums der Partei.

"Die Anführer bringen sich in Sicherheit"

Dabei war Marine Le Pen gar nicht vor Ort in Nanterre. Dass sie sich vor dem Exekutiv-Gremium, dem sie angehört, nicht blicken ließ, hatte Jean-Marie schon zu Beginn der Sitzung zu einer seiner berüchtigten galligen Bemerkungen veranlasst: "Die Anführer bringen sich immer in Sicherheit beim Front National, nur das Fußvolk ist hier", sagte er. Ein kleiner Witz, denn natürlich sieht sich Jean-Marie Le Pen selbst keineswegs als Fußvolk.

Allerdings sah er auch nicht ein, warum er sich vor dem Exekutiv-Gremium verantworten sollte: "Ich werde die Zusammensetzung des Gremiums anfechten. Sie haben kein Recht, über mich zu urteilen", so Le Pen. Seine Tochter Marine hatte das schon vorausgesehen: Sie selbst und auch ihr Partei-Vize, der bei ihrem Vater überaus verhasste Florian Philippot, waren aus Gründen der Überparteilichkeit nicht anwesend. Sonst hätten beide mit darüber befinden müssen, ob Jean Marie Le Pen ausgeschlossen wird.

"Ich verkörpere den Front National"

Nun soll es tatsächlich so weit kommen, aber ein Jean-Marie Le Pen gibt nicht so leicht auf: "Ich verkörpere den Front National, auch wenn andere an der Spitze stehen", sagt er. Klare Ansage, so leicht wird die Tochter ihren Vater nicht los. Denn der hat natürlich nicht vor, schnell klein beizugeben: "Wenn man mir den Bescheid offiziell zugestellt hat, werde ich die Gerichte bemühen", kündigte er an. Die letzten Male bekam Jean Marie Le Pen immer Recht, wenn er die Gerichte gegen die Beschlüsse seiner Tochter und der Partei anrief.

Schadet der Familienstreit der Partei?

Viele Franzosen rümpfen mittlerweile die Nase über den Familienstreit Le Pen versus Le Pen. Und auch Mitglieder des Front National wie Bruno Gollnisch sehen, dass der Dauerkrach der Partei schadet: "Ich denke schon, dass der Front National ohne Jean-Marie Le Pen existieren kann, aber nicht gegen Jean-Marie Le Pen", meint er. Er wird es eines Tages wohl auch müssen. Jean-Marie Le Pen ist 87 Jahre alt.