Angriff auf russische Region Kursk Ukrainische Armee offenbar weiter auf Vormarsch
Die ukrainische Armee steht im eigenen Land unter Druck und unternimmt einen Entlastungsangriff über die Grenze nach Russland. Und sie kommt in der Region Kursk offenbar weit voran.
Auch heute steht das Gebiet Kursk an der Spitze der russischen Nachrichten. Nur was derzeit im Westen des Gebietes militärisch genau passiert, das vermelden die russischen Staatsmedien nicht - beispielsweise, wie weit ukrainische Einheiten bei diesem offenbar völlig überraschend gestarteten Vorstoß vorrücken konnten.
Mit versteinertem Gesicht hört sich Präsident Wladimir Putin gestern die Ausführungen des per Video zugeschalteten Generalstabschefs Waleri Gerassimow an: "Am Dienstag, den 6. August um 5:30 Uhr, begannen Einheiten der ukrainischen Streitkräfte mit bis zu 1.000 Mann eine Offensive. Ihr Ziel war es, einen Teil des Territoriums des Bezirks Sudschansky in der Region Kursk zu erobern. Die Aktionen des staatlichen Grenzschutzes und von Unterstützungseinheiten mit Luftangriffen, Raketen- und Artilleriefeuer stoppten den Vormarsch des Feindes tiefer in das Gebiet in Richtung Kursk."
Hohe Verluste habe man den ukrainischen Einheiten zugefügt, mehr als 80 gepanzerte Fahrzeuge vernichtet, fast 700 ukrainische Militärs seien verwundet oder getötet worden, erklärte das russische Verteidigungsministerium per Telegram.
Notstand im Gebiet Kursk
Dennoch gilt im Gebiet Kursk weiterhin der Notstand. Etwa 3.000 Bewohner aus grenznahen Dörfern wurden in Sicherheit gebracht. Es wird weiter gekämpft. Ein bekannter russischer Militärkorrespondent, dessen Fahrzeug mit einer Kamikazedrohne angegriffen wurde, liegt schwer verletzt im Krankenhaus. Es gab Tote und Verletzte.
Russland, das seit zweieinhalb Jahren Krieg gegen die Ukraine führt, forderte von der internationalen Staatengemeinschaft, den Angriff zu verurteilen.
Schutz des Atomkraftwerks verstärkt
Die russische Nationalgarde verstärkte den Schutz des Atomkraftwerks Kursk, gut 60 Kilometer von der Grenze entfernt. Es sei durchaus möglich, sagte bereits gestern der Militärexperte Jurij Fjodorow in einem unabhängigen YouTube-Kanal, dass dieses AKW das Ziel des Vorstoßes sei: "Wenn die ukrainischen Truppen das AKW Kursk erobern und besetzen können, dann bestünde die Aussicht, das AKW Kursk gegen das AKW Saporischschja einzutauschen."
Taktische Operation zum AKW-Tausch?
Wenn diese Option umgesetzt werde, dann wäre das ein Erfolg, der über den Rahmen einer taktischen Operation hinausgehe, so der russische Militärexperte weiter. Es sei allerdings nur eine Vermutung, dass das von Russland besetzte ukrainische AKW quasi freigepresst werden soll. Saporischschja ist das größte AKW Europas. Es ist derzeit wegen des Ukraine-Kriegs aus Sicherheitsgründen heruntergefahren.
Es gilt als wahrscheinlicher, dass mit dem Vorstoß Kräfte der russischen Armee gebunden werden sollen. Oder will sich die Ukraine eine bessere Position bei künftigen Verhandlungen zu Waffenstillstand und Frieden verschaffen?
Gesichert sind die Beweggründe bislang nicht. Vieles bleibt unklar in Bezug auf den ukrainischen Vorstoß auf russisches Gebiet - während dort, 600 Kilometer südwestlich von Moskau, auch heute weitergekämpft wird.