Asien und die Wiedervereinigung Südkorea guckt sich den Solidaritätszuschlag ab
Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde nicht nur Deutschland, sondern auch Korea in zwei Teile gespalten - und ist es mehr als 60 später immer noch. Südkorea rechnet freilich über kurz oder lang mit einer Wiedervereinigung - und fängt schon mal an zu rechnen.
Von Nils Kinkel, ARD-Hörfunkstudio Tokio
Europa hat mit der Wiedervereinigung die Freiheit geschenkt bekommen und Asien ist seitdem reicher geworden. China ist inzwischen zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt aufgestiegen, gefolgt von Japan. Und beide Länder beobachten gespannt die Entwicklung in Nordkorea.
Ob es zu einer Wiedervereinigung zwischen dem Norden und dem Süden kommt, ist eigentlich nur noch eine Frage der Zeit. Entscheidend ist dabei, wie lange sich die Kim-Dynastie im kommunistischen Norden noch an der Macht halten kann.
"Wiedervereinigung wird definitiv stattfinden"
Im pulsierenden Süden wird deshalb jetzt schon mit Blick auf Deutschlands Wiedervereinigung gerechnet. Weil der Aufbau der maroden Wirtschaft im Norden vermutlich eine Billion Euro kosten wird, hat Südkoreas Präsident Lee Myung Bak bereits eine Art Solidaritätssteuer vorgeschlagen. "Die Wiedervereinigung wird definitiv irgendwann stattfinden. Es ist deshalb unsere Aufgabe anzufangen darüber nachzudenken, auf welchem Weg ein solches Ziel erreicht werden kann."
Südkorea plant eine schrittweise Wiedervereinigung: Stufe eins sieht einen Friedensvertrag und die Abrüstung der Atomwaffen vor, Stufe zwei die wirtschaftliche Integration und schließlich die Vereinigung zu einer koreanischen Nation.
Dass dies so friedlich wie in Deutschland gelingt, ist derzeit aber eher unwahrscheinlich. Nordkorea lehnt eine Wiedervereinigung strikt ab. Erst Donnerstag sind die ersten Militärgespräche der beiden Länder seit zwei Jahren gescheitert. Hoffnung machen können sich dagegen Ende Oktober wieder 100 Familien. Sie dürfen die Grenzen in den Norden überschreiten und Angehörige treffen. Noch immer warten 80.000 Südkoreaner darauf, ihre Verwandten im Norden zu sehen. Die Familien sind durch den Koreakrieg seit rund 60 Jahren getrennt.