Einigung auf Abkommen Staaten beschließen Weltklimavertrag
Es ist vollbracht: Die Teilnehmer des Weltklimagipfels in Paris haben sich auf ein neues Klimaschutzabkommen geeinigt. Der als historisch bezeichnete Vertrag beteiligt erstmals fast alle Länder der Welt am Kampf gegen die Erderwärmung - anders als das Kyoto-Protokoll von 1997.
Auf der UN-Klimakonferenz haben sich fast 200 Staaten auf ein Abkommen im Kampf gegen den Klimawandel geeinigt. Ohne dass Widerspruch erhoben wurde, konnte Frankreichs Außenminister Laurent Fabius als Konferenzvorsitzender die Entscheidung feststellen. "Ich sehe den Saal, die Reaktion ist positiv, ich höre keine Einwände", sagte er, bevor er die Einigung per Hammerschlag besiegelte.
Die Delegierten feierten die Einigung stehend mit minutenlangem Applaus. "Das ist unser Erfolg, der Erfolg aller Staaten in diesem Prozess", jubelte die luxemburgische EU-Ratspräsidentschaft. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach von einem "Zeichen der Hoffnung". Die deutsche Umweltministerium Barbara Hendricks sprach in der ARD von einem "historischen Moment", doch sei "Paris nicht das Ende, sondern der Anfang eines langen Weges". Im Gespräch mit den tagesthemen mahnte sie: "Wir müssen noch besser werden."
Mit dem Pakt, der am Abend nach zähen Verhandlungen angenommen wurde, soll die globale Erwärmung auf deutlich weniger als zwei Grad gemessen an der vorindustriellen Zeit begrenzt werden. Das Abkommen soll letztlich einen kompletten Umbau der weltweiten Energieversorgung und eine Abkehr von Kohle und Öl einleiten, um den Ausstoß der gefährlichen Treibhausgase zu drosseln.
Da die bislang vorliegenden nationalen Emissionsziele zum Erreichen dieser Ziele nicht ausreichen, sollen sie ab 2023 alle fünf Jahre überprüft werden. Laut einer ebenfalls beschlossenen ergänzenden Entschließung soll es zudem bereits 2018 eine erste informelle Bestandsaufnahme geben. In der zweiten Jahrhunderthälfte soll Emissionsneutralität bei Treibhausgasen erreicht werden.
Bis zuletzt war vor allem die Frage umstritten, wie die Klimapflichten zwischen Industriestaaten und ärmeren Ländern verteilt werden. Jetzt wird das Versprechen der Industriestaaten festgeschrieben, den Ländern des Südens jedes Jahr hundert Milliarden Dollar für Klimaschutz und Anpassung zur Verfügung zu stellen. Diese Summe solle der Basiswert für die Zeit ab 2020 sein, eine neue Zahl "wird spätestens 2025 festgelegt werden". Allerdings steht auch dies nur in der Entschließung. Im Vertragstext bekennen sich die Industriestaaten allgemein zu gegebenen Verpflichtungen. Hintergrund sind sonst drohende Ratifizierungsprobleme in den USA.
Kyoto war gestern
Der als historisch bezeichnete Vertrag beteiligt erstmals fast alle Länder der Welt am Kampf gegen die Erderwärmung - anders als das Kyoto-Protokoll von 1997, in dem sich nur Industriestaaten zum Klimaschutz verpflichtet hatten.
Zuvor hatten Frankreichs Präsident François Hollande und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in Le Bourget eindringlich um ein Ja zu dem Vertrag geworben. "Dieses Abkommen wird ein großer Schritt für die Menschheit sein", sagte Hollande. "Es liegt jetzt an Ihnen zu entscheiden", rief er den Delegierten zu. "Nationalen Interessen wird dann am besten gedient, wenn alle im Interesse der internationalen Gemeinschaft handeln", hob Ban hervor. "Unsere Kinder würden uns nicht verstehen, noch würden sie uns vergeben", warnte auch Fabius vor einem Nein.
"Meisterstück der Klimadiplomatie"
Umweltverbände beurteilten den Vertrag fast einhellig positiv, riefen aber auch zu raschem Handeln auf, um die darin definierten Ziele zu erreichen. "Paris gibt der Welt Hoffnung" und sende ein klares Signal für die Abkehr von fossilen Brennstoffen, sagte der Greenpeace-Klimaexperte Martin Kaiser. Der politische Geschäftsführer der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch, Christoph Bals, erklärte: "Das Abkommen wird die Welt der Energie- und Klimapolitik verändern."
Der WWF Deutschland lobte das Abkommen gar als "Meisterstück der Klimadiplomatie". Die Präsidentin der Entwicklungsorganisation Brot für die Welt, Cornelia Füllkrug-Weitzel, warnte vor Schlupflöchern in der Vereinbarung und Untätigkeit. "Jetzt müssen sofort die Schnürschuhe angezogen werden, um in großen Schritten den in Paris immerhin vorgezeichneten Weg zur Minderung der Treibhausgase rasch zu betreten", forderte sie.
Lob kam auch aus der Wissenschaft: "Wenn dies umgesetzt wird, bedeutet das eine Senkung der Treibhausgasemissionen auf Null in wenigen Jahrzehnten", erklärte der Leiter des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), Hans Joachim Schellnhuber. Sein Stellvertreter Ottmar Edenhofer bezeichnete das Abkommen als "Durchbruch". Nun hänge "das Schicksal der Erde" davon ab, wie schnell und wie umfassend die beschlossenen Maßnahmen umgesetzt würden.