Kirgisen bestimmen ersten Präsidenten nach Umbruch Pro-russischer Kandidat liegt bei Wahl in Kirgistan vorn
Erstmals seit dem Umbruch im vergangenen Jahr hat Kirgistan einen neuen Präsidenten gewählt. Teilergebnissen zufolge liegt Regierungschef Atambajew mit weitem Abstand vorn. Der Sozialdemokrat gilt als pro-russisch. Die Abstimmung verlief friedlich, es soll aber Unregelmäßigkeiten gegeben haben.
Die mittelasiatische Republik Kirgistan hat einen neuen Präsidenten gewählt, anderthalb Jahre nach dem Sturz des autoritären Staatschefs Kurmanbek Bakijew. Nach Auszählung der ersten Stimmzettel führt der pro-russische Regierungschef Almasbek Atambajew. Das teilte die zentrale Wahlkommission der Hauptstadt Bischkek nach Angaben der Agentur Akipress mit.
Der Sozialdemokrat vereine nach Auswertung von mehr als 20 Prozent der Wahlzettel mehr als 60 Prozent der Stimmen auf sich. Er liegt damit deutlich vor seinen 15 Konkurrenten. Demnach kam der Nationalist Katschimbek Taschijew auf rund 14 Prozent der Stimmen, auf den früheren Parlamentspräsidenten Adachan Madumarow entfielen rund 13,5 Prozent. Erhält ein Kandidat im ersten Wahlgang mehr als 50 Prozent der Stimmen, ist die Wahl entschieden.
Atambajew erklärt sich zum Wahlsieger
Ein Vertreter von Atambajews Wahlkampfteam erklärte ihn zum Sieger der Präsidentschaftswahl. Der Regierungschef habe genügend Stimmen auf sich vereint, um die Wahl in der ersten Runde zu gewinnen.
Atambajew wird von der Übergangspräsidentin Rosa Otunbajewa unterstützt, die den Aufstand gegen Bakijew angeführt hatte und selbst nicht zur Wahl antrat. "Wir haben die schlimmsten Zeiten durchgemacht beim Aufbau eines freien Landes", sagte sie und rief ihre Landsleute zur Einheit auf. Die Abstimmung sei eine "historische Chance".
Offenbar Verstöße gegen das Wahlrecht
Die Wahl verlief ersten Berichten zufolge friedlich, es soll aber zu Verstößen gegen das Wahlrecht gekommen sein. Viele Wahlberechtigte konnten ihre Namen nicht auf den Listen finden. Einige Kandidaten warfen den Behörden nach Schließung der Wahllokale "eine chaotische Organisation" vor und forderten eine Annullierung der Wahl.
Laut Innenministerium soll versucht worden sein, Wählerstimmen zu kaufen. Behörden und internationale Experten sprachen zunächst aber nur von kleineren Mängeln. Am Montag wollen die Wahlbeobachter bewerten, ob es zu gravierenden Unregelmäßigkeiten kam.
Nach dem Sturz von Präsident Bakijew im April 2010 und blutigen ethnischen Unruhen zwischen Usbeken und Kirgisen im Juni 2010 sollte die Wahl in der früheren sowjetischen Teilrepublik wieder zu Stabilität führen. Der Wahlkampf wurde bestimmt von der harten wirtschaftlichen und sozialen Lage in dem verarmten Staat. Dauerthemen wie Korruption und kriminelle Geschäfte von Politikern prägten zudem die Debatte.