WikiLeaks-Gründer Assange "Vier Jahre des täglichen Kampfes"
Seit April 2019 sitzt der wegen Spionage angeklagte Journalist Assange in einem Londoner Gefängnis. In den USA droht ihm eine Haftstrafe bis zum Lebensende. Menschenrechtler fordern weiterhin seine Freilassung.
Julian Assange kämpft seit Jahren gegen seine Auslieferung an die USA. Er muss diesen Kampf vom Gefängnis aus führen. Obwohl der WikiLeaks-Gründer nicht verurteilt ist, sitzt er hinter Gittern - und das nicht in einer gewöhnlichen Justizvollzugsanstalt, sondern im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh.
"Er ist normalerweise immer in seiner Zelle", beschreibt Julians Frau Stella den Alltag ihres Mannes. Er müsse auch in seiner Zelle essen. Es sei die Norm in Belmarsh, dass man isoliert ist in seiner Zelle, sagt sie.
Liste der Sicherheitsprüfungen ist lang
Was Belmarsh bedeutet, bekommt Stella Assange auch selbst zu spüren, wenn sie ihren Mann besuchen will: Vom Eingangstor bis hin zum Gesprächsraum, in dem sie ihrem Mann am Tisch gegenübersitzen darf, muss sie viermal ihre Fingerabdrücke abgeben, sich bei einer Leibesvisitation auf Drogen untersuchen lassen und vieles mehr.
Wie lange das noch so weitergeht, ist völlig offen. "Es sind jetzt vier Jahre“, sagt sie mit Blick auf Julians Inhaftierung, "vier Jahre des täglichen Kampfes an allen Fronten."
"Einen riesigen Beitrag zum Journalismus geleistet"
Vergangene Woche sollte die Organisation "Reporter ohne Grenzen" zum ersten Mal die Möglichkeit erhalten, Assange in Belmarsh zu besuchen. Alles war angemeldet, der Besuch bewilligt. Im letzten Moment aber wurde Christophe Deloire und Rebecca Vincent - dem Generalsekretär und der Kampagnendirektorin von "Reporter ohne Grenzen" - der Zutritt verwehrt.
Die Assange-Unterstützer werten das als Willkür. Vincent erklärte danach noch einmal, warum sich ihre Organisation für Assange einsetzt: "Julian Assange hat einen riesigen Beitrag zum Journalismus geleistet. Die Veröffentlichung der geheimen Dokumente war im öffentlichen Interesse."
Niemand solle auch nur einen einzigen Tag dafür im Gefängnis sein, dass er Informationen im öffentlichen Interesse publiziere, so Vincent weiter. In diesen Gefängnismauern sei Assange nun zum bekanntesten politischen Gefangenen weltweit geworden.
Freilassung nicht in Sicht
Dass Assange ein politischer Gefangener ist, betont auch seine Frau Stella immer wieder. Sie ist als Anwältin nur noch für einen einzigen Klienten im Einsatz: ihren Mann. Sie kämpft dagegen, dass er im Gefängnis vergessen wird und dort physisch und psychisch zugrunde geht. Sie versucht, mit ihrer Reisetätigkeit und ihren Interviews immer wieder neu die Aufmerksamkeit auf den Fall Assange und die Pressefreiheit zu lenken:
Wenn Großbritannien und die USA ernsthaft die Pressefreiheit unterstützen wollen und sich für Journalisten einsetzen wollen - auch ihre eigenen -, die rund um die Welt an gefährlichen Orten arbeiten, dann müssen sie das Richtige tun und Julian freilassen.
Die nächste Etappe im juristischen Tauziehen um Assange könnte schon bald beginnen. Von einer Freilassung scheint der WikiLeaks-Gründer weit entfernt zu sein. In den USA, wo ihm die Behörden unter anderem wegen Spionage den Prozess machen wollen, droht ihm eine Haftstrafe bis ans Lebensende.