May-Nachfolge Johnson gegen wen?
Heute entscheiden die Tories, welche beiden Kandidaten sie in die Stichwahl um die Nachfolge von Premierministerin May schicken. Boris Johnson wird dabei sein, aber wer wird die Nummer zwei?
Wer wird Großbritanniens nächster Regierungschef? Viele meinen, das sei längst klar: Londons früherer Bürgermeister Boris Johnson, der dieses Amt schon vor drei Jahren haben wollte, hat die besten Karten.
Gestern hatte er gleich zweimal Grund zum Feiern. Einmal seinen Geburtstag und dann, dass er eine Runde im Rennen um das Amt des Premierministers weitergekommen ist. Aber daran gab es eigentlich keine Zweifel.
In einer Fernsehsendung hatte Johnson sich zuvor festgelegt, dass er Großbritannien bis Ende Oktober aus der EU führen werde - notfalls auch ohne Austrittsabkommen.
Geheimtipp ausgeschieden
Dass sich die EU durch die Drohkulisse eines "No Deals" zu Zugeständnissen bewegen lässt, glaubt im Gegensatz zu Johnson der britische Entwicklungshilfeminister Rory Stewart nicht. Er war als Außenseiter ins Rennen um das Amt des Premierministers gestartet, entwickelte sich dann zum Geheimtipp und schied bei der gestrigen Abstimmung aus.
Dass er gesagt habe, dass ein "No Deal"-Brexit katastrophal wäre und sich kein neues Abkommen mit der EU aushandeln lasse, hätten die meisten seiner Parteikollegen wohl nicht wahrhaben wollen.
Stewart war der einzige der verbliebenen Kandidaten, der einen "No Deal" ausgeschlossen hatte. Wie er das dreimal gescheiterte Abkommen durchs britische Parlament bekommen wollte, konnte er am Ende nicht überzeugend erklären. Von den Abgeordneten seiner Partei bekam er in der letzten Abstimmungsrunde die wenigsten Stimmen.
Da möchte er gerne rein: Boris Johnson vor dem Amtssitz des britischen Premierministers.
Sohn eines pakistanischen Einwanderers vor dem Aus
Das hätte auch Sajid Javid treffen können, Innenminister und Sohn eines pakistanischen Einwanderers. Er will ebenfalls Premierminister werden.
Er wolle anderen dabei helfen, ihre Träume zu verwirklichen und eine Gesellschaft zu schaffen, in der - egal mit welchem Hintergrund - jeder alles erreichen kann.
Vermutlich muss Javid seinen Traum von der Downing Street No. 10 nun aber schon heute aufgeben. Um mit Boris Johnson in die Stichwahl zu kommen, müsste er in den heutigen Abstimmungen an Außenminister Jeremy Hunt und Umweltminister Michael Gove vorbeiziehen. Beide liegen aber deutlich vor ihm.
Brexit das beherrschende Thema
Das Thema, das alle Kandidaten gleichermaßen beschäftigt, ist der Brexit. Alle wollen ihn. Im Gegensatz zu Boris Johnson und Sajid Javid wären Außenminister Hunt und Umweltminister Gove aber bereit, den Austrittstermin zu verschieben, wenn sich dafür ein neues Abkommen mit der EU aushandeln ließe.
Ganz gleich, wer von den verbliebenen Kandidaten Großbritanniens nächster Premierminister wird: Er steht vor denselben Aufgaben, die Theresa May nicht lösen konnte. Weder ist die EU bereit zu Nachverhandlungen, noch wollte das britische Parlament dem ausgehandelten Austrittsabkommen zustimmen.
Heute Abend ist klar, welchen zwei Bewerbern die Abgeordneten der Konservativen am ehesten zutrauen, aus dieser Zwickmühle herauszukommen. Wer dann am Ende Premierminister wird, darüber stimmen in den nächsten Wochen die 160.000 Mitglieder der konservativen Partei ab.