Nach der Erdbebenkatastrophe in Japan Helfer bauen Baracken für die Überlebenden
In den Katastrophengebieten Japans ist die Lage nach wie vor dramatisch. Schneestürme und zerstörte Transportwege erschweren die Versorgung mit Hilfsgütern. In vielen Orten sind die Lebensmittel knapp. Unterdessen begannen Hilfsmannschaften mit dem Bau von Fertighäusern für die Überlebenden.
Von Bernd Musch-Borowska, ARD-Studio Singapur
Eine Woche nach dem Erdbeben und dem Tsunami ist Tono an der japanischen Nordostküste fast ausgestorben. Der Wind fegt durch die menschenleeren Straßen. Die meisten Läden und Restaurants sind geschlossen. Der kleine Ort in der Provinz Iwate war einst ein beliebtes Touristenziel. Doch das sei jetzt vorbei, meint Shinichi Tachibana von der lokalen Tourismusbehörde. "Seit dem Erdbeben vor einer Woche hatten wir nicht einen einzigen Touristen mehr hier. Wir müssen uns was überlegen, wie es mit unserer Stadt weitergehen soll", sagt er.
Tono selbst war vom Tsunami nicht direkt betroffen. Im Ort wurden Notunterkünfte für obdachlos gewordene Bewohner der Küstengebiete eingerichtet. Einige Lebensmittelgeschäfte sind zwar geöffnet, doch die meisten Regale sind leer, weil viele Transportwege in der Provinz zerstört sind und Nachschublieferungen ausbleiben.
Ein Trümmerhaufen in der Nachbarprovinz
Ofunato, in der Nachbarprovinz Iwate, gleicht einem riesigen Trümmerhaufen. Bergungsmannschaften mit schwerem Gerät räumen die Straße frei. Die meisten Häuser der 42.000-Einwohner-Stadt sind vom Tsunami zerstört worden. Yuuko Ninuma steht vor den Trümmern ihres Sushi-Restaurants am Strand und sucht nach Verwertbarem. "Das hier war mal mein Restaurant." Sie zeigt auf einen Schrank: "In diesem Schrank hier habe ich meine Schuhe aufbewahrt. Sie sind total schmutzig. Ich werde sie unten im Fluss waschen, denn hier gibt es kein Wasser mehr."
Yuuko und ihr Mann Sanichi haben den Tsunami oben auf dem Berg in ihrem Haus überlebt. Wann sie ihr Geschäft wieder aufmachen können, ist ungewiss. "Ich möchte Fische fangen wie früher und sie den Leuten zu einem vernünftigen Preis verkaufen", sagt Sanichi.
Keine Hoffnung auf Überlebende
Ein Rettungsteam aus Taiwan durchsucht die Trümmer des Ortes nach Opfern. Hoffnung, noch Überlebende zu finden, gebe es nicht, sagt der Leiter des Suchtrupps, Lu Cheng Tsung: "Wir sind seit Sonntag hier, aber während unseres Einsatzes haben wir keine Überlebenden gefunden, nur Leichen."
Die Zahl der Toten wird inzwischen mit rund 6500 angegeben. Mehr als 10.000 Menschen werden noch vermisst. Mit einer Schweigeminute haben die Menschen in Japan der Opfer der Katastrophe gedacht. Premierminister Naoto Kan rief die Bevölkerung dazu auf, zusammenzuhalten. Mit gemeinsamer Kraft könne das Land wieder aufgebaut werden, sagte der Regierungschef.