Unwetter in Japan "Es passierte in nur einer halben Stunde"
In Japan sind nach den schweren Regenfällen immer noch etliche Regionen überschwemmt. Mehr als 50 Menschen kamen ums Leben, einige werden noch vermisst. Neuer Regen ist angekündigt.
Es ist Regenzeit in Japan, die kennen die Menschen. Aber so viel und so stark - das war zu viel. Auf der südlichen Insel Kyushu hat der Regen nicht nur Flüsse schnell anschwellen lassen, sondern auch zahlreiche Erdrutsche verursacht. Viele Straßen sind unpassierbar, auch weil große Löcher im Beton klaffen.
Rund 80.000 Polizisten, Feuerwehrleute und die Küstenwache seien im Einsatz - unter anderem, um nach Vermissten zu suchen, sagt Kabinettstaatssekretär Yoshihide Suga im stürmischen, aber noch trockenen Tokio.
Nach den Regenfällen waren viele Geschäfte überschwemmt.
Menschen retten sich aufs Dach
Akira Tayama lebt mit Frau und Mutter in Kumamoto, eine der am schlimmsten von den Unwettern betroffenen Regionen. Er musste die Familie sehr schnell in Sicherheit bringen, erzählt er im TV-Sender TBS: "Alles ist innerhalb von einer halben Stunde passiert. Meine Mutter war noch in der Küche. Der Wasserspiegel stieg und stieg und reichte ihr bis zur Brust. Ich habe sie dann gezwungen, mit aufs Dach zu kommen."
Fernsehbilder aus der Region zeigen, wie Menschen auf ihren Dächern ausharren und auf Hilfe warten. Mit Schlauch- und Ruderbooten versuchen Helfer, die Menschen aus den Fluten zu retten.
Viele alte Menschen unter den Opfern
Doch nicht immer kommt Hilfe rechtzeitig. Unter den bisherigen Opfern sind viele alte Menschen - auch Naomi Nishimuras Eltern, 85 und 82 Jahre alt. "Die Nachbarn hatten ihnen gesagt, dass sie fliehen sollen, aber meine Mutter wollte nicht", erzählt sie und weint. "Sie haben bestimmt auf mich gewartet, weil ich gesagt habe, dass ich gleich wiederkomme. Wäre ich doch eher zurückkommen."
Noch immer stehen ganze Landstriche unter Wasser. Der Starkregen hat Bäume mitgerissen und Häuser abgedeckt. Wo das Wasser weg ist, ist Chaos. In Häusern liegen Möbel kreuz und quer, ist viel zerstört und der Boden von einer braunen Schlammschicht bedeckt.
Die Regenfälle haben teils ein regelrechtes Trümmerfeld hinterlassen.
Unwetter kommen immer häufiger
Kentaro Hayashi steht in der Großküche eines traditionellen japanischen Hotels. Das Wasser reicht bis zu den Waden. Wegen Corona war das Hotel monatelang geschlossen. Jetzt kam das Unwetter. Der Direktor für Gebäudemanagement ist frustriert: "Wir haben erst am 1. Juli wiedereröffnet. Jedes Mal heißt es: So ein Unwetter kommt nur alle zehn Jahre. Aber tatsächlich kommt es fast jedes Jahr. Es ist schwer, so das Geschäft zu führen."
Erst im vergangenen Jahr hatte Starkregen mehrere Regionen auf der japanischen Insel unter Wasser gesetzt. Das Regengebiet zieht derweil weiter Richtung Norden - in Zentraljapan sind einige Ortschaften von der Außenwelt abgeschnitten, weil durch Erdrutsche die Zufahrten blockiert sind. In mehreren Gebieten gibt es zudem weder Strom noch Telefon.