Boris Johnson, Premierminister von Großbritannien, hält ein Fläschchen eines potenziellen Corona-Impfstoffs.
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Strategie im Überblick So sollen die Briten geimpft werden

Stand: 03.12.2020 02:11 Uhr

Nachdem in Großbritannien das erste Corona-Vakzin zugelassen wurde, können die Impfungen dort nun starten. Logistisch wird das eine Herausforderung. Ein Überblick, wie die Impfungen ablaufen sollen.

Wer kann sich impfen lassen?

Zuerst kommen diejenigen dran, die am stärksten gefährdet sind. Dazu zählen die Bewohner in Altenheimen und deren Pfleger, außerdem Menschen, die 80 Jahre oder älter sind und das Gesundheitspersonal. Danach können sich stufenweise diejenigen impfen lassen, die jünger als 80 Jahre sind bis hin zu den 50-Jährigen, und jene, die aus gesundheitlichen Gründen als Risikofälle gelten.

Erst danach soll der Rest der Bevölkerung geimpft werden. Nach welchen Kriterien es für diese Gruppe eine Rangfolge geben wird, ist noch offen. Die britische Regierung hat 40 Millionen Impfdosen bei Pfizer/BioNTech bestellt, genug für 20 Millionen Menschen. Zum Impfstart kommende Woche werden zunächst einmal 800.000 Impfdosen erwartet. Einen genauen Zeitplan für das weitere Vorgehen gibt es nicht, weil unklar ist, wie schnell wie viel Impfstoff zur Verfügung stehen wird.

Großbritannien beginnt kommende Woche mit Impfungen gegen das Coronavirus

Annette Dittert, ARD London, tagesschau 20:00 Uhr

Wer will sich impfen lassen?

Umfragen von Mitte November zeigen eine verhältnismäßig große Bereitschaft der Briten für eine Corona-Impfung. Dem Meinungsforschungsinstitut YouGov zufolge gaben 67 Prozent der Befragten an, sich sehr sicher oder ziemlich sicher zu sein, sich impfen zu lassen. Das Unternehmen Kantar kam sogar auf 76 Prozent. Allerdings wurde in dieser Umfrage auch deutlich, dass junge Leute entweder Vorbehalte haben oder eine Impfung für unnötig halten. Denn während insgesamt 22% der Befragten sagten, dass sie definitiv oder wahrscheinlich keine Impfung haben wollen, waren es unter den 18- bis 24-Jährigen 38 Prozent.

Die Labour-Partei fordert unterdessen ein Gesetz, mit dem soziale Medien belangt werden können, wenn sie Fake News und Verschwörungstheorien von Impfgegnern nicht löschen. Regierung und Opposition wollen für eine Impfung werben, eine Impfpflicht wird es in Großbritannien aber nicht geben, das hat Premier Johnson wiederholt betont. Die Impfung soll kostenlos und freiwillig sein.

Wo kann man sich impfen lassen?

Der Regierung zufolge sind landesweit 50 Krankenhäuser bereits darauf vorbereitet, mit Impfstoff versorgt zu werden. Daneben sollen Impfzentren in Konferenzzentren und Sportstadien eingerichtet werden, zum Teil aber auch in den Nightingale-Behelfskrankenhäusern, die im Frühjahr in Windeseile aufgebaut worden waren. Außerdem sollen in den Gemeinden Hausärzte und Apotheker mit eingebunden werden.

Schätzungen zufolge könnten mit einem solchen Netzwerk mehr als eine Million Impfungen pro Woche durchgeführt werden. Das ist derzeit aber noch Zukunftsmusik, zum einen, weil in diesen Mengen noch gar kein Impfstoff zur Verfügung steht, und zum anderen, weil der Impfstoff von Pfizer-BioNTech unter extremen Minustemperaturen gelagert werden muss. Deshalb werden zunächst wohl nur die Krankenhäuser mit dem Impfstoff beliefert, weil sie die Kühlung gewährleisten können. Das dürfte allerdings auch dafür sorgen, dass nicht die Altenheimbewohner zuerst geimpft werden, sondern die NHS-Mitarbeiter, sprich, das Gesundheitspersonal und die Altenpfleger, die für eine Impfung ins Krankenhaus kommen können.

Was bringt eine Impfung?

Es ist unklar, ob der Pfizer/BioNTech-Impfstoff von vornherein vor einer Infektion und damit auch vor der Weitergabe des Corona-Virus schützt, er bietet aber einen bis zu 95-prozentigen Schutz vor einer Erkrankung. Damit es zu diesem Schutz kommt, muss im Abstand von 21 Tagen zweimal geimpft werden. Eine gewisse Immunität tritt offenbar schon nach der ersten Impfung ein, die komplette Wirkung entfaltet sich den Experten zufolge aber eine Woche nach der zweiten Impfung.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 02. Dezember 2020 um 20:00 Uhr.