Dramatische Lage in Idomeni Nässe, Kälte, Schlamm - aber bloß nicht zurück
Die Situation an der geschlossenen griechisch-mazedonischen Grenze wird immer dramatischer. Mindestens 11.000 Flüchtlinge harren in Idomeni in Kälte, Dreck und Nässe aus - und klammern sich an die Hoffnung, doch noch weiter nach Norden ziehen zu können.
Sie beginnen sich einzurichten im Flüchtlingslager Idomeni an der griechisch-mazedonischen Grenze. Mindestens 11.000 Menschen sind hier gestandet. Es ist wie in einer Kleinstadt. Ein Friseur schneidet Haare, Frauen spannen Wäscheleinen.
An sein altes Zuhause in Syrien kann sich der kleine Tschuan nicht mehr erinnern: "Ich bin schon so lange hier. Darum glaube ich, dass dies hier jetzt mein Zuhause ist. Aber ich will das nicht. Tag und Nacht habe ich Hunger. Und mir ist dauernd kalt, vor allem nachts."
Keiner will hier bleiben
Vergangene Nacht hat es bei Temperaturen um die fünf Grad stark geregnet. Die meisten Menschen schlafen in kleinen Zelten direkt auf dem Boden. Das Wasser dringt ein. Überall ist es matschig. Gott sei Dank kam mit dem Tag auch die Sonne zurück, so dass es schnell abtrocknete. Keiner will hier bleiben. Aber Mazedonien öffnet die Grenze immer nur kurz, lässt nur wenige ausgewählte Flüchtlinge durch. Randa aus dem syrischen Idlib ist verzweifelt: "Es gibt keine Lösung. Wir können nur warten. Wie lange? Keine Ahnung. Sie haben uns gesagt, vielleicht gibt es am 7. März eine Lösung - vielleicht."
Der EU-Sondergipfel am kommenden Montag mit der Türkei hat sich auch bis nach Idomeni herumgesprochen. Und auch die vielen Forderungen von Politikern: Keine Wirtschaftsflüchtlinge nach Europa, die Flüchtlinge müssen wieder zurück in die Türkei.
Aber das kommt für Randa überhaupt nicht in Frage: "Wir haben kein Geld mehr", sagt sie. "Es ist sehr teuer in der Türkei, sowohl die Wohnungen als auch das Essen. Darum waren wir auch nur fünf Tage dort."
Ladestation für Handys in einem der großen Zelte
In der Türkei und im Libanon unerwünscht
Dann sind sie mit dem Boot über das Mittelmeer geflohen. Genauso wie Jassan. Er war mehrere Monate in der Türkei. "Ich habe dort im Computerbereich gearbeitet. Da habe ich auch ein bisschen Geld verdient, aber lange nicht genug für die hohen Lebenshaltungskosten", erzählt er. "Außerdem hassen sie die Syrer in der Türkei. Wenn wir eine Wohnung mieten wollen, zahlen wir das Doppelte von dem, was Türken zahlen."
Ähnliche Erfahrungen hat Hussam im Libanon gemacht. Darum hat er es dort nicht mehr ausgehalten. Früher hat Hussam in Damaskus Jura studiert. Sobald er in Deutschland ist, will er weiter machen: "Die Uni geht doch bald wieder los. Vielleicht verpasse ich dieses Semester. Dann hätte ich schon fünf Semester verloren, vielleicht kommt noch ein sechstes dazu."
"Es gibt für uns nur noch diesen Weg"
Hussam hofft - wie alle hier. Nur so halten sie das Elend, den Dreck, die Kälte, den Hunger und die Ungewissheit aus. "Was sollen wir auch sonst machen?", fragt auch Randas Mann. "Wir haben keine Wahl. Es gibt kein Zurück. Wir gehen diesen Weg weiter. Es gibt für uns nur noch diesen Weg."
Und die Worte des kleine Kurdenjungen Tschuan klingen fast wie ein Appell an die im fernen Brüssel: "Machen Sie, dass die Grenze aufgeht, damit wir endlich hier rauskommen."