Spenden aus "Ice Bucket Challenge" Was bleibt vom Eis?
Dank der "Ice Bucket Challenge" wurden insgesamt 220 Millionen Dollar für ALS-Patienten gespendet. Eine riesige Summe, mit der unter anderem die Forschung finanziert werden soll. Doch für einen großen Teil des Geldes gibt es noch keinen Plan.
Es war das Internet-Phänomen des Jahres 2014: Ein Kübel mit Eiswasser, ein Mensch, der ihn sich über den Kopf gießt, und eine Kamera, die alles aufzeichnet um es ins Netz zu stellen. Das sollte andere animieren, dasselbe zu tun. Milliardenfach angesehen wurden allein auf YouTube eine halbe Million Videos, auf Facebook nochmal so viele. Mit dabei sind sogar die Zeichentrickfigur Homer Simpson oder Ex-US-Präsident George W. Bush.
Mit der „Ice Bucket Challenge“ sollten Aufmerksamkeit und Spendengelder generiert werden, für den Kampf gegen die seltene und bisher nicht heilbare Nervenkrankheit Amytrophe Lateralsklerose (ALS). Sie lähmt den Körper, zuletzt die Atemwege, bis zum Tod.
220 Millionen Dollar Gesamteinnahmen
Um die Krankheit besser verstehen und behandeln zu können, braucht es Forschung. Die kostet Geld, das nun vorhanden ist: 220 Millionen Dollar wurden gespendet, also in etwa der Staatshaushalt Eritreas für ein ganzes Jahr. Davon profitierten viele kleine Projekte weltweit, allein die Hälfte des Geldes ging jedoch an die Washingtoner Hilfsorganisation ALS Association.
Die wusste zunächst nicht wohin mit dem Geld, erzählt die Vorsitzende Barbara Newhouse im Interview mit NPR: "Das ist wie eine Art Lottogewinn. Man bekommt viel Geld und vier Jahre später schaut man in den Spiegel und sagt: 'Hey, was hast du mit dem Geld gemacht, wohin ist es verschwunden?' So ein Lottogewinner wollen wir nicht sein. Wir nehmen dieses Geld und überlegen uns sehr genau, was wir damit machen."
Währenddessen kommen immer mehr Spenden an, „Ice Bucket Challenge“ wird der am sechst-häufigsten gesuchte Internetbegriff des Jahres. An dem viralen Trend beteiligen sich Schauspieler, Musiker und Politiker - übrigens auch solche, die im US-Kongress noch kurz zuvor die Kürzung von Forschungsgeldern beschlossen hatten.
50 Millionen sind noch übrig
Im Oktober kündigte das Washingtoner Hilfsprojekt an, etwa ein Fünftel des eingenommenen Geldes für genetische Forschungen zur Ursache und Heilung der Krankheit bereitzustellen, mehrere Millionen gehen außerdem an Betreuungseinrichtungen. Mitgründer und ALS-Patient Pat Quinn will dennoch nichts versprechen: Versuchen müsse man es, nach 75 Jahren Forschung endlich Fortschritte im Kampf gegen ALS zu erzielen, so Quinn im NBC-Interview. Den Schwung der erfolgreichen Kampagne wolle er dafür nutzen.
Einen Teil des Geldes will die ALS Association auch dazu verwenden, die eigene Vereinsarbeit weiterzuführen: Beratungsnetzwerke und Rechtsbeistand für Betroffene, Verwaltung und Lobbyarbeit. Doch selbst nach all diesen Ausgaben hat die Organisation derzeit noch mehr als 50 Millionen Dollar übrig. Zur Freude der verwaltenden Banken.
Ob die Rekord-Einnahmen der "Ice Bucket Challenge" tatsächlich je die Nervenkrankheit ALS besiegen können, ist höchst ungewiss. Die Erwartungen von Millionen Spendern aus aller Welt sind jedoch umso größer.