"House of Cards" Netflix trennt sich von Spacey
Das war's mit Frank Underwood: Nach Bekanntwerden der Vorwürfe wegen sexueller Belästigung gegen Kevin Spacey hat Netflix die Zusammenarbeit mit ihm beendet. Der Schauspieler wird nicht mehr in der Serie "House of Cards" auftreten.
Nach Vorwürfen der sexuellen Belästigung hat Netflix den US-Schauspieler Kevin Spacey aus der Erfolgsserie "House of Cards" geworfen. Sämtliche Verbindungen zu ihm würden getrennt, teilte die Produktionsfirma mit. Das Unternehmen werte noch aus, ob die Serie ohne den Schauspieler fortgesetzt werde.
Netflix gab zudem bekannt, den ebenfalls mit Spacey gedrehten Film "Gore" nicht zu veröffentlichen. Er befand sich in der Nachproduktion.
Ein Sprecher Spaceys reagierte zunächst nicht auf eine Anfrage. Der 58-Jährige ist bisher nicht festgenommen oder durch Behörden beschuldigt worden. In der Woche hieß es, der Schauspieler habe sich eine Auszeit genommen und sei nun in Therapie.
Regelrecht "auf der Jagd"
Spacey ist der Hauptdarsteller der Serie, die seit 2013 läuft und politische Intrigen in Washington behandelt. Der TV-Sender CNN hatte von acht aktuellen oder früheren Mitarbeitern am Set berichtet, die Spacey mit Blick auf sexuelle Annäherungen ein "räuberisches" Verhalten vorwerfen. "Es war ein vergiftetes Umfeld für junge Männer in Reihen der Crew, die mit ihm zu tun hatten", sagte ein ehemaliger Produktionsassistent zu CNN. "Kevin hatte wenig bis gar keine Skrupel, seinen Status und seine Position auszunutzen."
Weitere Crewmitglieder bestätigten CNN, dass derartiges Verhalten am Set an der Tagesordnung gewesen sei. Spacey habe sich regelrecht "auf der Jagd" befunden. Männer hätten aus Angst, ihren Job zu verlieren, geschwiegen. Laut CNN habe sich Spacey nicht zu den neuen Vorwürfen äußern wollen.
Zuvor hatte ein anderer Schauspieler Spacey vorgeworfen, sich ihm Ende der 1980er Jahre sexuell angenähert zu haben. Als Reaktion sagte Spacey, er erinnere sich nicht an den Vorfall und entschuldigte sich für sein Verhalten als Betrunkener. Er nutzte die Mitteilung auch für ein Coming-out. Danach nahmen die Anschuldigungen gegen ihn zu. In London ermittelt die Polizei laut britischen Medien wegen eines mutmaßlichen sexuellen Übergriffs im Jahr 2008.
Durch Weinstein kam alles ins Rollen
Auslöser der jüngsten Debatte über sexuelle Belästigungen in Hollywood waren vor rund einem Monat Enthüllungen, denen zufolge der US-Filmproduzent Harvey Weinstein über drei Jahrzehnte hinweg Frauen sexuell belästigte. Mehr als 50 Frauen haben sich mit entsprechenden Vorwürfen gemeldet, darunter Stars wie Gwyneth Paltrow und Angelina Jolie. Mindestens acht Frauen werfen Weinstein Vergewaltigung vor.
Dem Produzenten droht nun möglicherweise die Verhaftung. Die New Yorker Polizei kündigte am Freitag an, einen Haftbefehl gegen Weinstein wegen Vergewaltigung vorzubereiten. Würde Weinstein sich in New York aufhalten, "dann würden wir ihn unverzüglich festnehmen", sagte der Chefermittler der New Yorker Polizei, Robert Boyce. Da Weinstein aber in einem anderen Bundesstaat sei und der Vergewaltigungsfall einige Jahre zurückliege, müsse zunächst vor Gericht ein Haftbefehl erwirkt werden. Dafür stelle die Polizei gerade Beweismaterial zusammen.
Konkret geht es um den Fall der Schauspielerin Paz de la Huerta. Sie hatte Weinstein beschuldigt, sie 2010 in New York zwei Mal vergewaltigt zu haben.