Proteste in Hongkong Brandbomben und Bogenschützen
Die Gewalt in Hongkong nimmt immer neue Ausmaße an. Ein Polizist wurde durch einen Pfeilschuss verletzt, Brandbomben werden offenbar auf beiden Seiten eingesetzt. Am Abend kam es an der Polytechnischen Universität zu neuen Zusammenstößen.
Barrikaden, Brandbomben, Waffengewalt - die Proteste in Hongkong nehmen immer drastischere Züge an. Auch heute kam es rund um die Polytechnischen Universität zu gewaltsamen Zusammenstößen.
Demonstranten hatten sich auf das Gelände der Hochschule zurückgezogen und dort verbarrikadiert, nachdem es am Samstagabend erneut zu schweren Auseinandersetzungen gekommen war. In der Nacht kehrte aber zumindest für ein paar Stunden Ruhe auf den Straßen ein. Teilweise schliefen die Teilnehmer der Protestaktionen in der Universitätsbibliothek oder gar auf dem Rasen des Hochschulgeländes, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters.
Polizist mit Pfeil angeschossen
Am Vormittag flammten die Unruhen aber wieder auf. Die Demonstranten warfen übereinstimmenden Medienberichten zufolge Brandbomben, auch Polizisten sollen nach Angaben der Nachrichtenagentur AP auf Benzinbomben zurückgegriffen haben. Die Agentur dpa sprach sogar von Katapulten, die sich die Regierungsgegner gebaut hätten, um Brandsätze abzufeuern. Zudem schossen einige von ihnen mit Pfeil und Bogen von den Dächern der Universitätsgebäude.
Ein Polizist wurde von einem Pfeil ins Bein getroffen. Er wurde in ein Krankenhaus eingeliefert. Die Sicherheitskräfte setzten, wie auch schon bei vergangenen Zusammenstößen, Tränengas und Wasserwerfer gegen die Protestierenden ein.
Protest mit Pfeil und Bogen - Protestierende schossen bei den Auseinandersetzungen auf Sicherheitskräfte.
Proteste auch unter der Woche
Seit Wochenbeginn haben die Regierungsgegner ihre Aktionen nochmals ausgeweitet. Fanden die Proteste in den mittlerweile mehr als fünf Monaten seit Beginn der Demonstrationen bislang zumeist am Wochenende statt, rufen die Organisatoren mittlerweile auch werktags zum Protest auf. So kursieren laut der Nachrichtenagentur AFP in mehreren Internetforen bereits Aufrufe für eine "Dämmerungsaktion" am Montag. "Stehen Sie früh auf, zielen Sie direkt auf das Regime, quetschen Sie die Wirtschaft aus, um den Druck zu erhöhen", hieß es darin. Auch die Behörden befürchten anhaltende Ausschreitungen unter der Woche und kündigten darum an, dass Kindergärten und Schulen zu Wochenbeginn weiterhin geschlossen bleiben.
In den vergangenen Tagen hatten Demonstranten mehrere Hochschulen besetzt. Die erwägen nun, das laufende Semester vorzeitig zu beenden. Es kam zu teils heftigen Auseinandersetzungen zwischen gewaltbereiten Aktivisten und der Polizei. Außerdem legten Protestierende seit Montag täglich Teile des Hongkonger Berufsverkehrs lahm. Die Bildungsbehörde sagte daraufhin den Unterricht an den Schulen der autonom regierten Stadt ab. Auch morgen bleiben die Schulen geschlossen.
Die Protestierenden fordern unter anderem den Rücktritt der Regierungschefin von Hongkong, Carrie Lam, eine unabhängige Untersuchung der Polizeigewalt sowie Straffreiheit für die bisher während Demonstrationen festgenommener Teilnehmer. Laut dpa wurden bereits mehr als 4000 Menschen in den vergangenen Monaten während der Proteste festgenommen.
Kritik an Aufräumaktion
Kritik übt die Opposition nun aber auch am chinesischen Militär. Soldaten der Volksbefreiungsarmee hatten am Samstag in den Straßen rund um die eigene Kaserne geholfen, Barrikaden und Trümmer beiseite zu räumen. Chinas Militär darf eigentlich nur auf Antrag von Hongkongs Regierung "bei der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung" helfen, berichtete die Agentur AP. Einen solchen Antrag hat die Regierung eigenen Angaben zufolge aber nicht gestellt. Die Volksbefreiungsarmee teilte mit, es habe sich um eine "gemeinnützige Tat" gehandelt. Die Soldaten hätten lediglich Anwohnern helfen wollen.
Mit Informationen von Benjamin Eyssel, RBB, zzt. Hongkong