Prozess in Los Angeles Weinstein steht erneut vor Gericht
Nach seiner Verurteilung zu 23 Jahren Haft in New York steht der ehemalige Filmproduzent Weinstein nun in Los Angeles vor Gericht. Der 70-Jährige ist unter anderem wegen Vergewaltigung angeklagt. Sein Fall hatte 2017 die #MeToo-Debatte ausgelöst.
Er steht wieder vor Gericht: der ehemalige Filmproduzent Harvey Weinstein. Es ist der zweite große Prozess gegen ihn, dieses Mal in Los Angeles, wo er jahrzehntelang gearbeitet hat. Die Vorwürfe kommen von fünf Frauen, es gibt insgesamt elf Anklagepunkte, darunter sexueller Missbrauch bis zu Vergewaltigung.
Der Prozess kommt fünf Jahre, nachdem durch die Recherchen der "New York Times" und des "The New Yorker" Machtmissbrauch, Systematische Vertuschungen bis hin zu Erpressung bekannt wurden. Ein System Weinstein, das dem Filmmogul ermöglichte, Frauen sexuell auszunutzen.
Tausende berichteten im Netz von sexuellem Missbrauch
Neben den Klägerinnen hatten sich in der Folge Dutzende Frauen zu Wort gemeldet und von ähnlichen Vorfällen berichtet, darunter auch prominente Schauspielerinnen wie Gwyneth Paltrow, Selma Hayek, Lupita Nyong´o oder Uma Thurman. Und nicht nur Weinstein geriet auf einmal in den Fokus der Öffentlichkeit und der Strafverfolgung - unter dem Hashtag #MeToo berichteten Tausende im Netz von sexuellem Missbrauch.
Doch wo steht "MeToo" fünf Jahre später? Die Ergebnisse seien schwer messbar, schreibt die Zeitung "New York Times". Wenn man die Gerichtsverfahren anschaut, ergibt sich ein gemischtes Bild.
Verurteilung in New York zu 23 Jahren Haft
Weinstein, an dem sich die Bewegung entzündete, wurde 2020 in New York zu 23 Jahren Haft verurteilt, ein wegweisendes Urteil für Opfer von sexuellem Missbrauch in den USA, wie Bezirksanwalt Cyrus Vance damals sagte.
Es war das erste prominente Urteil der "MeToo"-Bewegung. Zu den anderen vielbeachteten Verfahren der "#MeToo-Ära" gehören die Prozesse gegen Schauspieler Bill Cosby und den Sänger R. Kelly . R. Kelly wurde bereits zu 30 Jahren Haft verurteilt, weil er sich an Minderjährigen vergangen hatte. Das Strafurteil gegen Bill Cosby wurde allerdings nach drei Jahren aufgehoben, wegen eines Formfehlers.
Arbeitsplätze sollen durch US-Gesetze sicherer werden
Tarana Burke, die den Hashtag #MeToo schon 2006 in Umlauf gebracht hatte glaubt, dass die Bewegung etwas in Gang gebracht hat:
Jetzt haben wir einen nachhaltigen, nationalen Dialog über sexuelle Gewalt, den es vorher nicht gab. Das war nur möglich, weil es einen Schutzraum für eine neue Gemeinschaft gab, als der Hashtag viral ging. Das hat so viele Möglichkeiten eröffnet. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich das noch erleben würde!
Fünf Jahre nach "MeToo" bleibt sexueller Missbrauch ein großes Thema, die Sensibilität dafür hat sich vor allem in Hollywood erhöht. 22 Bundesstaaten haben Gesetze erlassen, um Arbeitsplätze sicherer zu machen. Trotzdem kommt auch der Fall Weinstein nicht zur Ruhe.
Spielfilm arbeitet Enthüllungen der "New York Times" auf
Im November erscheint der Spielfilm "She said" der deutschen Regisseurin Maria Schrader, die die Enthüllungen der "New York Times" aufarbeitet. Der Film könnte die Jury beeinflussen, hatten Weinsteins Anwälte kritisiert. Trotzdem soll der Prozess wie geplant stattfinden und etwa zwei Monate andauern.
Sollte Weinstein in Los Angeles erneut verurteilt werden, könnte sich seine Strafe noch einmal erhöhen. Allerdings hofft Weinstein selbst noch, auf freien Fuß zu kommen. Ein Berufungsgericht in New York gab im August seinem Antrag nach, Einspruch gegen die frühere Verurteilung von 2020 einzulegen.