Saudi-Arabien Offenbar Hunderte Hitzetote bei Hadsch
Beim diesjährigen Hadsch herrschen Temperaturen von bis zu 50 Grad - die Nachrichtenagentur AFP meldet mehr als 500 Tote. Saudische Behörden weisen die außergewöhnlich hohe Zahl zurück: Man kümmere sich um die Pilger.
Inständig beten sie zu Allah, vollziehen die rituelle Steinigung des Teufels, kreisen um die Kaaba: hunderttausende Muslime in der glühenden Sommerhitze Saudi-Arabiens. Viele der Pilger tragen Schirme, um sich vor der Sonne zu schützen. Unter ihnen ist auch Ezzat aus Ägypten; der junge Mann in weißem Pilgergewand hält einen schwarzen Regenschirm über sich.
"Ich danke Gott, dass er es uns ermöglicht hat, an dem Hadsch teilzunehmen", erzählt der Ägypter der Nachrichtenagentur Reuters. "Die Hitze überstehen wir, weil wir genug Wasser und Säfte trinken, um nicht zu dehydrieren. Möge Gott allen Muslimen diese Pilgerfahrt ermöglichen und uns unsere Sünden vergeben."
Für viele seiner Landsleute endete die Wallfahrt nach Mekka in diesem Jahr offenbar tödlich. Medienberichten zufolge sollen mehr als 300 Pilger allein aus Ägypten in Saudi-Arabien gestorben sein - die meisten aufgrund der extremen Hitze. Insgesamt seien mehr als 500 Menschen verstorben, meldet die Nachrichtenagentur AFP.
Andere Quellen berichten von mindestens 60 Toten, die Opfer sollen aus Jordanien stammen, dem Senegal, Tunesien und dem Iran.
Tausende haben Hitzebeschwerden
Die ägyptische Botschaft in Saudi-Arabien erklärte im Onlinedienst X, ehemals Twitter, die Botschaft und das Konsulat sei rund um die Uhr im Einsatz, um ägyptische Pilger zu betreuen, die Beerdigung von Verstorbenen zu erleichtern und nach vermissten Personen zu suchen.
Die saudischen Behörden hatten zuvor erklärt, es gebe keine besonders hohen Todesfälle bei dieser Wallfahrt. "Wir müssen uns die Gesamt-Teilnehmerzahlen des Hadsch anschauen", sagte Jameel Abualenein vom saudischen Gesundheitsministerium. "Die vielen Pilger, darunter viele Ältere und Kranke, die einem höheren Notfallrisiko ausgesetzt sind. Wir haben eine hoch entwickelte medizinische Versorgung und haben bislang mehr als 2.700 Pilger wegen Hitzebeschwerden behandelt. Insgesamt haben wir mehr als 140.000 Patienten während dieser Hadsch-Saison in Krankenhäusern und Gesundheitszentren versorgt."
Die saudischen Behörden haben die Pilger aufgefordert, sich mit Schirmen vor der Sonne zu schützen und viel zu trinken.
Temperaturen bis zu 50 Grad
In Mekka und Medina kommt es derzeit zu Extremtemperaturen von rund 50 Grad. Dennoch waren hunderttausende Muslime gleichzeitig draußen unterwegs, um an den Ritualen unter freiem Himmel teilzunehmen - im vergangenen Jahr hatten rund zwei Millionen Pilger die Wallfahrt besucht. Die saudischen Behörden riefen die Pilger auf, Sonnenschirme zu tragen und genügend zu trinken.
Man informiere in einer Kampagne über die Gefahr einer Dehydrierung, sagte Abualenein. "Außerdem geht es darum, großes Gedränge zu vermeiden und zu wissen, wo man Hilfe bekommt."
Die muslimische Wallfahrt, der Hadsch, der heute zu Ende geht, ist eine der fünf Säulen des Islam und soll von jedem gesunden Muslim, der es sich leisten kann, mindestens einmal im Leben unternommen werden. In den vergangenen Jahrzehnten kam es bereits mehrmals zu Hunderten Todesopfern, meist durch das große Gedränge in Mekka und Medina.
Der Klimawandel habe die Bedingungen für die Pilger noch einmal verschärft, berichtet die Agentur Reuters: Studien zeigten, dass sich Pilger bei der Wallfahrt im ohnehin schon heißen Saudi-Arabien einer "extremen Gefahr" aussetzten.