US-Gefangenenlager Guantanamo-Häftling nach Belize gebracht
Fast 17 Jahre lang war er Insasse des umstrittenen US-Gefangenenlagers Guantanamo: Nun kann Majid Khan in Belize als freier Mann leben. Das Land hatte sich bereit erklärt, ihn aufzunehmen. Andere müssen weiter warten.
Seit 2006 saß der Pakistaner Majid Khan im US-Gefangenenlager in Guantanamo. Seine offizielle Strafe hatte er vergangenen März verbüßt, aber erst jetzt ist er frei: Die USA haben den inzwischen 42-Jährigen nach fast 17 Jahren Haft an Belize überführt, wie das Pentagon und das Weiße Haus mitteilten.
"Die Vereinigten Staaten begrüßen die Bereitschaft der Regierung von Belize und weiterer Beteiligter die andauernden US-Bemühungen zu unterstützen, die Insassen von Guantanamo Bay zu reduzieren und die Einrichtung endgültig zu schließen", hieß es seitens des Pentagon.
Khan hatte sich in einem langwierigen Verfahren vor einer Militärkommission schuldig bekannt, als Fahrer und Geldbote für Al Kaida und damit für die Drahtzieher der Anschläge vom 11. September 2001 gearbeitet zu haben. In seinem Prozess hatte der in den USA aufgewachsene Pakistaner als erster Angeklagter ausführlich von Folter durch die CIA berichtet.
Erste Freilassung unter Biden
Geschehen sei dies vor seiner Inhaftierung in Guantanamo. Zwischen seiner Festnahme in Pakistan im Jahr 2003 und der Überführung ins Gefangenenlager war Khan in einem geheimen Verhörzentrum durch die CIA festgehalten worden. Er sei geschlagen und ihm sei sexuelle Gewalt angetan worden, schrieb er in einer 39-seitigen Erklärung. Zudem habe man die Foltertechnik des Waterboarding bei ihm angewendet.
Die Geschworenen hatten seine Behandlung als Schandfleck für die USA bezeichnet und den Richter um Milde gebeten. Über seine Anwälte erklärte Khan, er bedauere seine Taten von früher und werde alles tun, um jetzt in seiner neuen Heimat Belize in Mittelamerika ein produktives und gesetzestreues Mitglied der Gesellschaft zu sein.
Khan ist der erste Guantanamo-Häftling, dessen Freilassung während der Amtszeit von US-Präsident Joe Biden angeordnet und durchgeführt wurde. Biden hatte vor seiner Wahl im Jahr 2020 versprochen, das Gefangenenlager zu schließen. Zurzeit sitzen dort noch 34 Häftlinge ein, die meisten ohne Verfahren. 20 von ihnen dürften eigentlich gehen, aber noch hat sich kein Land gefunden, dass sie aufnimmt.
Guantanamo von Beginn an umstritten
Das Gefangenenlager wurde 2002 im Rahmen der Kampagne "Krieg gegen den Terror" von US-Präsident George W. Bush auf der Militärbasis Guantanamo Bay auf Kuba eingerichtet. Seitdem waren dort etwa 800 Gefangene untergebracht.
Bushs Nachfolger Barack Obama hatte zwar die Zahl der Häftlinge verringert, eine Schließung scheiterte aber an der damaligen republikanischen Opposition im Kongress. Die Bedingungen, unter denen Verdächtige in Guantanamo inhaftiert waren sowie die Behandlung der Gefangenen stieß von Anfang an auf Kritik. Unter anderem würden Völkerrecht und Menschenrechte verletzt, erklärte zum Beispiel die Organisation Amnesty International.
Mit Informationen von Julia Kastein, ARD-Studio Washington