Regierungsbildung im Laufe des Tages erwartet Griechenland kurz vor abermaligem Neuanfang
Griechenland steht offenbar kurz vor der Regierungsbildung: Wahrscheinlich kann Nea-Dimokratia-Chef Samaras noch heute Vollzug melden. Derzeit stehen noch Gespräche der drei Koalitionspartner auf dem Programm: ein Leichtes, verglichen mit dem, was sie danach erwartet.
Von Michael Lehmann, ARD-Hörfunkstudio Istanbul, zurzeit Athen
Der Wunsch des griechischen Präsidenten Karolos Papoulias hat sich nicht erfüllt: Am Montagabend schon hätte er die neue Regierung gerne vom künftigen konservativen Regierungschef Antonis Samaras vorgestellt bekommen. Es wird nun erst heute klappen, am dritten Tag nach der Parlamentswahl vom Sonntag.
Stundenlange Beratungen gab es bis gestern Abend: Mal mit allen drei künftigen Regierungspartnern - der Nea Dimokratia, Pasok und der demokratischen Linken, mal mussten sich die Parteien intern einigen - bei der vom Wähler böse gerupften sozialdemokratischen Pasok hing der Haussegen offenbar schief.
"So schnell wie mögliche Regierungsbildung"
Umso öfter ließ sich Pasok-Chef Evangelos Venizelos vor den Mikrophonen blicken: "Die Regierung, das sage ich erneut, muss so schnell wie möglich gebildet werden. Nach dem, was der heutige Tag gebracht hat, könnte es morgen um die Mittagszeit dann auch klappen." Venizelos wirkt wie die treibende Kraft dieser Koalition, der kamerascheue Antonis Samaras von den Konservativen sah seine Rolle als werdender Regierungschef offenbar eher hinter den Kulissen. Und da braucht der kleinste Koalitionspartner, die demokratische Linke unter Parteichef Fotis Kouvelis, offenbar die stärkste Zuwendung.
Die will möglichweise vorerst keinen Ministerposten aus den eigenen Reihen besetzen. Ein Zeichen, dass sie mit der Regierungsarbeit und den möglichen Kröten, die sie dabei schlucken muss, noch hadert. Denn im Wahlkampf stand diese demokratische Linke immer für ein striktes Nein zum harten Sparkurs, den die EU Griechenland verordnet hat. Die neue Regierung muss diesen Sparkurs einhalten.
Abermaliger Neuanfang für Griechenland im Laufe des Tages
Pasok-Chef Venizelos versuchte, die Turblenzen bei der Regierungsbildung zu glätten: "Die Koalition aus unseren drei Parteien wird mit ganzem Herzen diese Regierung unterstützen - und sie wird sich so einsetzen, dass es am Ende für die griechische Gesellschaft zum Erfolg führt."
Der Zeitablauf für heute sieht zunächst mögliche interne Gespräche der Parteien vor, dann will sich Samaras, der Regierungschef in spe, mit den Spitzen beider Koalitionspartner treffen. Ein letztes Mal, wie es heißt, bevor dann der Gang zum Präsidenten ansteht, der den abermaligen Neuanfang für Griechenland dann formal an den Start bringt.
Das alles klingt nach furchtbar anstrenden Aufgaben. Für viele Griechen, die das heute im heißen Athen mal mit großer Gelassenheit, mal ziemlich gleichgültig an sich vorüberziehen ließen, ist klar, dass die Hauptaufgaben auf die Regierung erst nach ihrer Einführung in alle Ämter zukommen: das Sparpaket neu aushandeln, Wirtschaft ankurbeln, Milliarden-Hilfen neu berechnen und die Stimmung im Volk möglichst schnell aufhellen. Die paar Tage Regierungssondierung zu Beginn werden den Ministern und ihrem Chef dann vorkommen wie ein kleines Wellness-Paket.