Besuch der Grabeskirche in Jerusalem "Ein sehr besonderer Ort"
Ostern in Jerusalem ist für christliche Pilger ein sehr emotionales Ereignis. Sie beten an den Orten, an denen Jesus vor über 2000 Jahren gewirkt haben soll. Die Grabeskirche in der Altstadt steht dabei im Zentrum.
Durch ein Tor gelangt man auf den Vorplatz der Grabeskirche. Touristen und Pilger sitzen hier tagsüber auf den Stufen, genießen die Ruhe nach oder vor dem Besuch der Kirche. "Das ist sehr emotional, Christus hier zu folgen. Ich komme hier Christus als Mensch näher. Ich weiß, Christus ist Gott und Mensch. Aber ich entdecke ihn hier mehr als Menschen", sagt Annette aus Nimes.
Gleich am Eingang in der Kirche etwas erhöht am Boden ist der Salbungsstein - die Steinplatte, auf der Jesus nach der Kreuzigung gesalbt worden sein soll. Die Menschen knien hier nieder, berühren und küssen die rechteckige Platte.
Gläubige berühren den Stein der Salbung in der Grabeskirche.
"Tiefe Gefühle von Glück"
Laura, eine Frau mittleren Alters, kommt aus Spanien und besucht mit einigen Freundinnen die Grabeskirche. Sie hat bereits den Berg Gethsemane besucht, den Kreuzweg. Es gibt nicht das eine Osterprogramm für Christen in Jerusalem. An vielen Orten, in vielen Kirchen werden Messen zelebriert zu verschiedenen Uhrzeiten, in verschiedenen Sprachen.
Die Grabeskirche ist der Ort, an dem Jesus gekreuzigt und begraben worden und auferstanden sein soll: "Der Ort ist etwas sehr Besonderes. Es ist der Ort, an dem alles passiert ist. Ich kann meine Gefühle nicht beschreiben. Es sind tiefe Gefühle von Glück."
Zwischenfälle auf dem Tempelberg
Am Karfreitag war es am Morgen zu Auseinandersetzungen auf dem Tempelberg vor und in der Al-Aksa-Mosche gekommen. Israelische Sicherheitskräfte gingen mit Tränengas und Gummigeschossen gegen Palästinenser vor, die Steine und Feuerwerk in Richtung der jüdischen Klagemauer geworfen haben. Mehr als 150 Palästinenser wurden verletzt und drei Polizisten. Über 400 Palästinenser wurden verhaftet.
Ostern, das jüdische Pessachfest und der muslimische Fastenmonat Ramadan, all das findet in diesem Jahr gleichzeitig statt und führt zu Spannungen. Laura machen die Zusammenstöße vom Freitagmorgen keine Sorgen: "Nein, ich habe keine Angst. Das passiert nur dort auf dem Tempelberg, nicht hier. Wir sind nicht in Gefahr. Es stimmt, dass es da Spannungen gibt. Aber das kommt immer wieder vor."
Auferstehung feiern am Karsamstag
Die Grabeskirche hat eine Besonderheit, die auf europäische Christen befremdlich wirkt. Die Osternacht, also die Messe, in der die Auferstehung Jesu gefeiert wird, findet hier bereits am Morgen des Karsamstags statt.
Gläubige besuchen die Grabeskirche in der Altstadt von Jerusalem.
Pater Stefan Strecker von den Schönstatt-Patres aus München ist zum dritten Mal über Ostern in Jerusalem. Er erklärt, dass dies mit dem Vertrag zusammenhängt, den die sieben verschiedenen christlichen Konfessionen der Grabeskirche vor langer Zeit geschlossen haben. "Ich glaube, wir dürfen sehr froh sein, dass wir diesen Status quo als Vertrag haben, denn er hat auf Jahrhunderte hin Regelungen geschaffen, wie man mit den Gottesdiensten umgeht, dass sie nicht dauernd zu irgendwelchen Unverbindlichkeiten und Konflikten führen."
Und die Status-quo-Regelung hatte damals Mitte des 19. Jahrhunderts eine lateinische Auferstehungsfeier am Samstag in der Tradition.
Touristenzahl überschaubar
Nach zwei Jahren Pandemie sind wieder ausländische Gäste zu Ostern in Jerusalem. Manche Gottesdienste sind voll. Doch Touristenrekordzahlen wie vor der Pandemie erreicht Jerusalem an diesem Wochenende nicht - für Touristen und Pilger in der Altstadt eher angenehm.