Zweieinhalb Jahre nach Protesten in Türkei Hunderte Urteile gegen Gezi-Demonstranten
Mehr als zwei Jahre nach den Gezi-Protesten in der Türkei hat ein Gericht in Istanbul 244 Demonstranten zu Haftstrafen verurteilt. Die Strafen liegen zwischen zwei Monaten und 14 Monaten. Die Staatsanwaltschaft hatte bis zu 21 Jahre gefordert.
Das Istanbuler Strafgericht Nummer 55 hat massenhaft Urteile gefällt. 244 Personen wurden zu Haftstrafen verurteilt, weil sie im Frühsommer vor zwei Jahren an den Protesten der Gezi-Bewegung beteiligt waren. Nur sieben der Angeklagten wurden freigesprochen.
Vier Ärzte, die damals in einer Moschee im Stadtteil Besiktas verletzte Demonstranten behandelt hatten, wurden zu jeweils zehn Monaten Haft verurteilt - wegen "Verschmutzung einer Moschee". Anderen Verurteilten wird vorgeworfen, sie hätten Widerstand gegen die Staatsgewalt geleistet, sie hätten gegen das Versammlungsrecht verstoßen oder öffentliches Eigentum beschädigt.
Staatsanwaltschaft forderte bis zu 21 Jahre Haft
Die Staatsanwaltschaft hatte für die Angeklagten bis zu 21 Jahre Haft gefordert. Im Vergleich dazu fielen die Urteile glimpflich aus, die Haftstrafen belaufen sich auf Zeiträume zwischen zweieinhalb und vierzehneinhalb Monaten, die Strafen wurden teilweise zur Bewährung ausgesetzt oder in Geldstrafen umgewandelt.
An den so genannten Gezi-Protesten hatten im Juni 2013 Millionen Menschen in der Türkei teilgenommen. Sie richteten sich zunächst gegen den Bau eines Einkaufszentrums im zentralen Istanbuler Gezi-Park; weiteten sich dann aber zu landesweiten Protesten gegen die islamisch-konservative Regierung in der Türkei aus.