Istanbul Polizei verhindert Gay-Pride-Parade
Die türkische Polizei hat mit einem Großaufgebot eine Demonstration von Schwulen, Lesben und Transsexuellen in Istanbul verhindert. Es wurden Wasserwerfer und Tränengas eingesetzt.
Zum inzwischen vierten Mal ist die Gay-Pride-Parade in Istanbul verboten worden. Schwule, Lesben und Transsexuelle, die sich sich dennoch zu Hunderten in der Innenstadt versammelt hatten, wurden durch Wasserwerfer abgedrängt.
Dennoch versammelten sich in den Seitenstraßen der zentralen Einkaufsstraße Istiklal zahlreiche Aktivisten. Sie skandierten: "Schulter an Schulter gegen den Faschismus!" und "Wir gehorchen nicht, wir schweigen nicht, wir fürchten uns nicht!"
Augenzeugen berichteten, dass die Polizei vereinzelt Tränengas und Plastikgeschosse einsetzte. Die Organisatoren teilten mit, es habe Festnahmen gegeben. Aktivisten warfen dem Istanbuler Gouverneur Diskriminierung vor. Er hatte als Grund für das Verbot Sicherheitsbedenken angegeben.
"Schulter an Schulter gegen den Faschismus!", skandierten die Demonstranten
Kampf gegen das "Ein-Mann-Regime"
Der Gouverneur habe erneut ein Verbrechen begangen, indem er einen bestimmten Teil der Gesellschaft diskriminiere, hieß es in einer Erklärung der Veranstalter. Sicherheitsbedenken als Grund für ein Verbot anzugeben, bezeichneten sie als "komisch". Die Aktivisten wollten mit der Schwulen und Lesben-Parade die ganze Gesellschaft daran erinnern, dass ohne sie der Kampf gegen das "Ein-Mann-Regime" in der Türkei nicht erfolgreich sein könne.
Die Gay-Pride-Parade sei in der Vergangenheit friedlich gewesen und ein Raum, in dem sich Schwule, Lesben und Transsexuelle sicher fühlen konnten. Die Aktivisten wehrten sich dagegen, dass man sie in Grenzen halten und "in Ghettos zwingen" wolle. "Wir erinnern die ganze Gesellschaft daran, dass ohne uns der Kampf gegen das Ein-Mann-Regime nicht erfolgreich sein wird."
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan war vor einer Woche wiedergewählt worden. Die Türkei war mit der Wahl in ein Präsidialsystem übergegangen, das Erdogan noch mehr Macht verleiht.