Diskussion über EU-Asylzentren in Afrika "Was, wenn die uns nur verpfeifen?"
Um dem Flüchtlingsstrom Herr zu werden, hat die EU einen neuen Plan: Im afrikanischen Land Niger soll ein Asyl-Zentrum entstehen. Neu ist die Idee nicht - im Nachbarland Mali gibt es ein ähnliches Büro schon seit Jahren. Der Erfolg ist mäßig.
Vor sieben Jahren eröffnete in Bamako, der Hauptstadt von Mali, ein schönes Büro. Große Schilder verkündeten, hier ist das "Zentrum für Information und Management von Migration" - finanziert von der Europäischen Kommission. Schnell war klar, was dieses Zentrum für Information und Management von Migration nicht sein sollte. "Es handelt sich keinesfalls um eine europäische Einrichtung auf afrikanischem Boden", so ein Sprecher der EU-Kommission damals. Das Zentrum sei der Regierung Malis unterstellt. Es werde nur mit Blick auf Personal und Material von der EU-Kommission unterstützt.
Jetzt, sieben Jahre später, ist ziemlich unklar, was aus dem "Zentrum für Information und Management von Migration" werden soll. Die EU gibt vorerst kein Geld mehr. Und das Zentrum konnte nie wirklich klarmachen, wofür es eigentlich da ist. Ein Sprecher des Zentrums in Bamako sagt, jetzt müsse erst mal ausgewertet werden, was es gebracht habe. Und auf der Grundlage könne man dann eventuell sehen, ob und wie es weitergehe.
Kritik am bisherigen Migrationszentrum
In Bamako gibt es viele, die Mali verlassen wollen. Es gibt auch viele, die es schon versucht haben und zurückkehren mussten. Sie halten nicht viel vom Zentrum. Sie glauben, das Zentrum solle verhindern, dass sie nach Europa können. Ousman Diarra hat die Reise selbst versucht und musste zurückkehren. Er gründete eine kleine Organisation für diejenigen, denen es auch so ging. Diarra sagt, viele Ausreisewillige misstrauen der Europäischen Union und den nordafrikanischen Mittelmeeranrainerstaaten. "Die nordafrikanischen Staaten sind zu Europas Gendarmen auf dem Kontinent geworden. Und wer sagt uns denn, dass dieses sogenannte Beratungszentrum für Migration nicht eigentlich dazu da ist, um Migrationswillige direkt nach Nordafrika oder gar nach Europa zu melden und so der Grenzschutzbehörde Frontex zuzuarbeiten?"
Genau das ist die Furcht derjenigen, die raus wollen aus Mali. Hier finden sie keine Perspektive, keine Arbeit, keine Ausbildung. Wenn sie sich dann aber auf die gefährliche Reise Richtung Europa machen, dann wollen sie nicht in Niger, Algerien oder Tunesien auf Grenzbeamte treffen, die bereits ihren Namen und ihre Daten kennen. Und die sie dann aus dem nicht enden wollenden Strom der Migranten herausgreifen und zurückschicken.
Skepsis gegenüber EU-Flüchtlingszentren in Afrika
Wie angesichts der Erfahrungen in Mali ein Aufnahmezentrum im westafrikanischen Wüstenstaat Niger funktionieren soll, das bleibt vorerst das Geheimnis der Europäischen Union. Auch in Niger soll "beraten" werden. Auch dort sollen Mitarbeiter den Migranten noch auf afrikanischen Boden sagen, ob sie Chancen haben, in Europa Asyl zu bekommen.
Dass interessiert die meisten Migranten nicht, sagt Ousman Diarra von der kleinen Rückkehrer-Organsiation in Mali. Die wollen vor allem raus. Und sie hoffen auf einen Job in Europa, falls sie die Reise überleben. "Europa oder der Tod - so denken viele in Mali", meint er. Und nicht nur dort.