Flüchtlingsansturm auf Melilla und Ceuta Hunderte stürmen spanische Exklaven
Sechs Meter hoch und mit Stacheldraht gesichert sind die Grenzzäune, die die spanischen Exklaven Melilla und Ceuta von Marokko trennen. Dennoch ist es Hunderten Flüchtlingen gelungen, sie einzureißen. Viele hatten lange auf die Chance gewartet, nach Europa zu kommen.
Auch ein sechs Meter hoher, gut gesicherter High-tech-Zaun kann die Verzweifelten nicht aufhalten: Hunderte Flüchtlinge aus Afrika haben zum Teil mit Gewalt versucht, von Marokko aus die spanischen Exklaven Melilla und Ceuta zu erreichen. In Ceuta schafften es mindestens 80 Afrikaner schwimmend an den Strand, während rund 50 von ihnen durch marokkanische Grenzbeamten gestoppt wurden. Etwa 300 Menschen hätten in Melilla einen Teil des sechs Meter hohen Grenzzauns eingerissen, teilten spanische Regierungsvertreter mit. Etwa hundert der Flüchtlinge schafften es auf spanisches Gebiet.
Dabei kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen mit der Polizei. Die Flüchtlinge seien "sehr gewalttätig" vorgegangen und hätten Sicherheitsbeamte mit Steinen und anderen Gegenständen beworfen, berichteten die Behörden. Sieben Menschen seien verletzt worden.
Viele warten monatelang auf ihre Chance
Wer es bis nach Melilla geschafft hat, wird nun dort vorerst in einem Flüchtlingszentrum untergebracht, bis die Behörden über den Flüchtlingsstatus entschieden haben. Rund um die Stadt sowie um Ceuta, Spaniens zweiter Exklave in Marokko, verlaufen die einzigen Festlandgrenzen zwischen Afrika und der Europäischen Union. Immer wieder versuchen Flüchtlinge aus Ländern südlich der Sahara, dorthin zu gelangen. Viele harren oft monatelang nach langer, beschwerlicher Reise in Camps auf der marokkanischen Seite aus, wo sie auf eine Chance zur Überwindung der Grenze warten. Am Ende des Sommers steigt der Druck zu fliehen, da es in den Camps im Winter sehr kalt wird und zudem eine Überfahrt über das Meer immer gefährlicher wird.
In den letzten Jahren haben sich die Chancen der Flüchtlinge allerdings ständig verschlechtert. Spanien hatte nach einem Massenansturm im Jahr 2005, bei dem ein Mensch ums Leben kam, die Kontrollen zu Land und zu Wasser drastisch verschärft und unter anderem Grenzbefestigungen der Exklaven mit sechs Meter hohen Zäunen mit Stacheldraht und Kameras errichtet. Aktivisten kritisieren seit Jahren Misshandlungen der Flüchtlinge durch die Polizei auf beiden Seiten, in Marokko und auf spanischem Territorium.
Flüchtlingslager laut Behörden überbelegt
Der neue Massenansturm stellt die spanischen Behörden vor große Probleme. Das für höchstens 500 Menschen konzipierte Auffanglager in Ceuta sei schon bisher mit mehr als 600 Afrikanern stark überbelegt gewesen, klagte der Regierungsbeauftragte Francisco Antonio González.
Auch Italien wird weiter von Flüchtlingen angesteuert. Fünf Boote mit zusammen knapp 1000 Migranten wurden in der Nacht zum Mittwoch von Küstenwache und Marine gesichert. Die meisten der Migranten wurden sofort nach Sizilien gebracht oder waren auf dem Weg dorthin. Die Flüchtlinge sind großteils Syrer, aber auch Menschen aus palästinensischen Gebieten und afrikanischen Ländern. An den Rettungsmaßnahmen vor den italienischen Küsten waren mehrere Frachter beteiligt.