Rassismus- und Sexismusvorwürfe NBC will Golden Globes 2022 nicht ausstrahlen
Sie gelten als eine der bedeutendsten internationalen Filmpreise - die Golden Globes. Doch gegen die Organisatoren mehren sich die Vorwürfe. Nun zieht NBC, der Heimatsender der Verleihung, Konsequenzen.
"And the Golden Globe goes to..." Im kommenden Jahr geht der Golden Globe wohl an niemanden. Denn 2022 wird die Preisverleihung nicht im Fernsehen stattfinden, das gab der Heimatsender der Golden Globes, NBC, bekannt.
Hintergrund ist eine Recherche der Zeitung "Los Angeles Times", die unterschiedliche Vorwürfe an die Organisatoren der Golden Globes, die Hollywood Foreign Press, kurz HFPA, zusammengetragen hatte. "Was wir herausgefunden haben, ist, dass diese Gruppe keine schwarzen Mitglieder hat und oft heißt es, dass sie Filme und Serien mit Schwarzen in den Hauptrollen missachten. Das ist schon interessant", sagt Stacy Perman, Journalistin bei der Zeitung, im ARD-Interview.
Dazu kamen Vorwürfe, manche der 90 Mitglieder der Organisation seien regelrecht bestechlich. Auch von Sexismus ist die Rede. Schauspielerin Scarlett Johansson berichtete, sie habe Fragen von Mitgliedern der HFPA oft als sexistisch oder übergriffig empfunden. Im vergangenen Monat war der ehemalige HFPA-Präsident Philip Berk ausgeschlossen worden.
Vorstand kündigt Reformen an
Bei den Golden Globes in diesem Jahr gelobte der Vorstand Besserung: "Wir müssen künftig Schwarze Journalisten in unsere Organisation aufnehmen", sagte beispielsweise die Vizepräsidentin der HFPA, die deutsche Journalistin Helen Hoehne.
Bis zum sechsten Mai wurde ein Plan dazu erarbeitet. Der sah unter anderem vor, mehr Mitglieder aufzunehmen und auf Diversität zu achten, zudem sollten die Mitglieder keine Werbegeschenke mehr annehmen dürfen.
Stars und Produktionsstudios kündigen Boykott an
Doch diese Reformen gingen vielen Medienhäusern nicht weit genug. Die Streamingdienste Netflix und Amazon gaben bekannt, dass sie die Golden Globes boykottieren, bis grundlegende Reformen durchgeführt werden. Dann seien noch mehr dieser Kritik gefolgt, sagt Perman bei National Public Radio: "Eine Gruppe mächtiger Publizisten, die Times-Up-Bewegung und einige Stars wie Mark Ruffalo oder die Regisseurin Ava DuVernay bis hin zum Studio Warner Bros. haben angekündigt, dass sie die Beziehungen abbrechen werden."
Der Schauspieler Tom Cruise gab bekannt, seine drei Golden Globes als Zeichen des Protests gegen die HFPA zurückgeben zu wollen.
NBC hofft auf 2023
Die Ankündigung des Senders NBC, die Show nicht auszustrahlen hat auch große finanzielle Konsequenzen, denn die Verleihung der Filmpreise wird maßgeblich durch die Vergabe von TV-Übertragungsrechten finanziert.
NBC sagte man wolle der Organisation nun Zeit einräumen, die notwendigen Reformen durchzuführen und hoffe, 2023 die Show wieder auszustrahlen.