Skandal beim Welt-Fußballverband Weitere FIFA-Funktionäre festgenommen
Erneute Razzia in einem Schweizer Hotel: Vor einem Treffen des FIFA-Exekutivkomitees wurden zwei weitere Funktionäre des Welt-Fußballverbandes festgenommen. Den Männern aus Honduras und Paraguay wird vorgeworfen, Bestechungsgelder entgegengenommen zu haben.
In der Schweiz sind die Behörden erneut gegen Funktionäre des Welt-Fußballverbandes FIFA vorgegangen. In einem Züricher Luxushotel gab es am frühen Morgen eine Razzia. Wie die Schweizer Justiz bestätigte, wurden zwei Funktionäre festgenommen. Sie seien auf Antrag der US-Justiz in Zürich in Auslieferungshaft genommen worden.
Bei den Festgenommenen handelt es sich den Angaben zufolge um den gegenwärtigen Chef des nord- und zentralamerikanischen sowie karibischen Fußballverbands CONCACAF, Alfredo Hawit, aus Honduras und den Vorsitzenden des südamerikanischen Verbandes CONMEBOL, Juan Angel Napout aus Paraguay. Beide sind FIFA-Vizepräsidenten und Mitglieder des mächtigen Exekutivkomitees. Laut Mitteilung der Schweizer Justiz "widersetzen" sie sich der Auslieferung an die USA.
Den Funktionären werde vorgeworfen, Bestechungsgelder in Millionenhöhe angenommen zu haben. Diese stünden im Zusammenhang mit Marketingrechten für Fußballturniere in Lateinamerika und WM-Qualifikationsspielen, teilte das schweizerische Justizministerium mit.
"Wir haben Kenntnis von den Aktionen"
Die FIFA bestätigte die Ermittlungen: "Wir haben Kenntnis von den Aktionen, die heute vom US-Justizministerium durchgeführt wurden", hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme der FIFA.
Laut "New York Times", die zunächst über die Festnahmen berichtet hatte, soll die Polizei das Hotel um 6.00 Uhr am Morgen durch einen Seiteneingang betreten haben. Die Beamten suchten demnach nach Funktionären, denen unter anderem Geldwäsche und Betrug vorgeworfen wird.
Sieben Funktionäre bereits im Mai gefasst
In dem Hotel hatte es bereits Ende Mai am Rande einer FIFA-Sitzung Durchsuchungen gegeben. Sieben Funktionäre waren damals festgenommen worden, darunter der ehemalige Vizepräsident Jeffrey Webb, der mittlerweile aus der Schweiz in die USA ausgeliefert wurde.
SWR-Sportredakteur Philip Sohmer, der die FIFA-Affäre beobachtet, spricht in diesem Zusammenhang von einem Dominoeffekt. Offenbar hätten die Aussagen aus dem Kreis der sieben Funktionäre dem FBI Anhaltspunkte für die neuen Festnahmen geliefert. "Die Affäre ist noch lange nicht vorbei", so Sohmer.
Razzia im Vorfeld von wichtiger FIFA-Sitzung
Die Razzia fand parallel zur zweitägigen Sitzung der FIFA-Exekutive statt, die heute endet. Neben Napout und Hawit Bandegas fehlten bei der Sitzung auch der suspendierte Präsident Joseph Blatter und sein ebenfalls vorläufig ausgeschlossener Stellvertreter Michel Platini. Auch der Kolumbianer Luis Bendoya ist nach seinem Rücktritt noch nicht ersetzt, so dass nur 20 der 25 Mitglieder des Exekutivkomitees anwesend waren.
Ungeachtet der Festnahmen bewilligte das FIFA-Exekutivkomitee bei seiner Sitzung ein umfassendes Reformpaket und machte den Weg für eine Neuorganisation der Führungsspitze im skandalumwitterten Fußball-Weltverband frei. Eine zur Abstimmung stehende Aufstockung der WM-Teilnehmerzahl von 32 auf 40 Teams fand noch keine Mehrheit.