Europäische Sozialdemokraten Timmermans ist ihr Spitzenkandidat
Europas Sozialdemokraten haben den niederländischen Ex-Außenminister Timmermans zum Spitzenkandidaten für die Europawahl 2019 bestimmt. Er will Präsident der EU-Kommission und damit Junckers Nachfolger werden.
"Ich bin Enkelkind von zwei Bergarbeitern, die immer dafür gearbeitet haben, dass es uns besser geht", sagt Frans Timmermans. "Ich will, dass es den Leuten, denen es so schlecht gegangen ist in den letzten Jahren, wieder besser geht. Und dass sie wieder Hoffnung haben." Mit diesen Worten beschreibt er seine Motivation, Kommissionschef der Europäischen Union werden zu wollen.
Timmermans will Hoffnungsträger sein
Er wuchs in Limburg auf, kämpfte sich gegen viele Widerstände hoch. Und er hat es geschafft: Er war Außenminister und ist heute erster Vizepräsident der EU-Kommission. Den Niedergang der Sozialisten in Europa sieht er selbstkritisch: "Wir haben mehr mit Kopf und wenig mit Herz geredet. Wir dürfen nicht die Leute vergessen, die in der Krise viel verloren haben. Die brauchen wieder Hoffnung." Und er wolle gerne ein Hoffnungsträger sein.
Timmermans sieht ein Problem darin, dass die Sozialisten die Mittelschicht zu lange vernachlässigt haben, "dass es Leute gibt, denen es heute noch ein bisschen gut geht, die aber Sorge haben, dass das bald nicht mehr so sein könnte. Die Leute in der Mitte haben wir vernachlässigt, da müssen wir selbstkritisch sein".
Soziales Europa
Aber wie will Timmermans Politik machen? "Wir müssen dafür sorgen, dass sich die Europäer wieder zu Hause fühlen", meint Timmermans. "In Europa ist das heute nicht der Fall, die Unterschiede bei den Löhnen müssen viel kleiner werden."
Das soziale Europa gebe es fast nicht mehr, das sei eine Riesenaufgabe. Zum Beispiel beim Thema Steuern: "Ich will, dass dort, wo Gewinne gemacht werden, auch Steuern bezahlt werden." Er meint damit die Großunternehmen.
"Brücken bauen, das können die nicht"
Und was unterscheidet ihn von seinem Konkurrenten, den EVP-Kandidaten Manfred Weber? Er fürchte, dass die Partei von Herrn Weber zu viel wie Rechtspopulisten rede und zu viel in das einlenke, was Viktor Orban in Ungarn mache. "Die Wählerinnen und Wähler kommen nicht zurück, wenn man sich genauso aufstellt wie die AfD in Deutschland oder wie Orban in Ungarn." Die Wähler kämen zurück, wenn man ein Projekt für die Zukunft habe.
Und an die rechtsnationalen Parteien gerichtet sagt er: "Nationalisten sind gut, Brücken zu zerschlagen. Kaputt machen können die wunderbar. Aber Brücken bauen, das können die nicht." Sie seien sich nur einig, die EU zu zerstören.
Die Konservativen haben einen ernst zu nehmenden Konkurrenten bekommen, der einer technokratischen EU ein Herz geben will.