EuGH-Urteil UEFA verliert im Streit über Super League
Der Europäische Gerichtshof hat mit einem Urteil dem Vorhaben einer Super League den Rücken gestärkt: Große Fußballverbände wie die UEFA dürfen andere Wettbewerbe nicht von der eigenen Genehmigung abhängig machen.
Im Streit um die Gründung einer Super League hat die Europäische Fußball-Union (UEFA) vor dem höchsten europäischen Gericht eine Niederlage erlitten. Die großen Fußballverbände FIFA und UEFA dürfen andere Wettbewerbe nicht grundsätzlich von ihrer Genehmigung abhängig machen und Vereinen und Spielern nicht verbieten, an diesen Wettbewerben teilzunehmen, entschied der EuGH.
Das bedeute allerdings nicht zwangsläufig, dass die Super League genehmigt werden müsse, so die Richter.
EuGH sieht Missbrauch marktbeherrschender Stellung
Es gebe keinen Rahmen für die Regeln der Verbände, der gewährleiste, dass die Vorgaben transparent, objektiv, nicht diskriminierend und verhältnismäßig seien. Auch die Regeln, die FIFA und UEFA die ausschließliche Kontrolle über die kommerzielle Rechteverwertung der Wettbewerbe einräumen, würden den Wettbewerb in der EU einschränken, hieß es im Urteil. Die FIFA und UEFA würden ihre dominante Marktposition missbrauchen.
Die Initiatoren der Super League feierten das Urteil umgehend als großen Sieg. "Das UEFA-Monopol ist vorbei", sagte der frühere RTL-Manager Bernd Reichart, der das Projekt für die Agentur A22 vertritt.
Die Agentur konkretisierte sogleich ihre Pläne für das Super-League-Projekt. Einer der Kernpunkte der neuen Wettbewerbe sei, dass die Fans alle Spiele "live und kostenlos über eine neue digitale Streaming-Plattform verfolgen", hieß es in einer Mitteilung. Im Männerfußball geht es laut Mitteilung um ein dreistufiges Ligen-System mit 64 Vereinen. Es soll keine festen Mitglieder geben, hieß es weiter. Bei den Frauen sollen in zwei Ligen insgesamt 32 Clubs mitspielen.
UEFA sieht europäisches Fußballmodell nicht gefährdet
Die UEFA nahm das Urteil gelassen zur Kenntnis. Die Entscheidung des EuGH bedeute keine "Billigung oder Bestätigung der sogenannten Super League", teilte der Dachverband mit. Neu eingeführte Regeln würden die vom Gericht aufgeführten Mängel auffangen.
Die UEFA sei zuversichtlich, dass diese neuen Vorgaben für die Zulassung zu Wettbewerben "mit allen relevanten europäischen Gesetzen und Vorschriften übereinstimmen". Der Verband stehe weiterhin zur sogenannten Fußball-Pyramide, die auf nationalen Ligen beruht, in denen sich Vereine für internationale Wettbewerbe qualifizieren können.
"Wir werden das europäische Sportmodell weiterhin gemeinsam mit den Nationalverbänden, Ligen, Vereinen, Fans, Spielern, Trainern, EU-Institutionen, Regierungen und Partnern gestalten", teilte die UEFA mit. Sie vertraue darauf, dass das derzeitige Fußballmodell in Europa durch europäische und nationale Gesetze vor Gefahren geschützt werde.
Auch DFL und Fan-Organisation lehnen Super League ab
Weiter zum europäischen Sportmodell steht auch die Deutsche Fußball Liga (DFL). Sie lehne "Wettbewerbe außerhalb der von den Verbänden und Ligen organisierten Wettbewerbe" ab, teilte die DFL mit. Das Urteil sei nachvollziehbar und zu erwarten gewesen. "Die Rechtmäßigkeit der Super League ist eine separate Frage", hieß es weiter.
Klar gegen eine Super League positionierte sich erneut die europäische Fan-Organisation Football Supporters Europe (FSE). "Was auch immer als Nächstes kommt, die Super League bleibt ein schlecht durchdachtes Projekt, das die Zukunft des europäischen Fußballs gefährdet", schrieb die Organisation auf der Plattform X. Es gebe im europäischen Fußball keinen Platz für "eine abtrünnige Super League".
Jahrelanger Streit
Vorausgegangen war ein zweieinhalbjähriger Streit. 2021 hatten zwölf europäische Topclubs schon einmal die große Revolution geprobt. Die Vereine um Real Madrid, den FC Barcelona und Juventus Turin verkündeten, eine Super League als Konkurrenz für die etablierte Champions League zu gründen. Die beiden deutschen Spitzenklubs Bayern München und Borussia Dortmund weigerten sich mitzumachen.
Das Projekt scheiterte krachend, da der Aufschrei bei Ligen, Fans und der Politik heftig ausfiel. Die UEFA drohte mit Ausschluss von allen Wettbewerben, beteiligte Spieler sollten nicht mehr bei Welt- und Europameisterschaften teilnehmen dürfen. Neun Teams, unter anderem die englischen, zogen schnell zurück, die Super League war vorerst vom Tisch.
Doch vor allem Real und Barcelona ließen nicht locker. Die European Superleague Company klagte daraufhin vor einem Madrider Gericht: Sie warf UEFA und FIFA vor, als Kartell zu handeln, weil sie sich der Gründung der Super League widersetzten. Die Fußballverbände missbrauchen demnach ihre beherrschende Stellung auf dem Markt für Fußballwettbewerbe. Dem folgte der EuGH nun größtenteils.