Hygieneprodukte für Frauen Kostenlose Binden und Tampons in Schottland
Was in Schulen schon seit 2021 gilt, wird nun ausgeweitet: Periodenprodukte müssen in schottischen Bildungseinrichtungen und städtischen Einrichtungen künftig kostenfrei zur Verfügung stehen.
In Schottland müssen Bildungseinrichtungen und städtische Einrichtungen künftig kostenlose Periodenprodukte zur Verfügung stellen. Seit heute gilt das entsprechende Gesetz gegen die sogenannte Periodenarmut - der "Period Products Act". Nach eigenen Angaben ist Schottland damit das erste Land der Welt, das die Bereitstellung von Menstruations-Hygieneprodukten gesetzlich vorschreibt.
Die schottische Labour-Abgeordnete Monica Lennon, die das bereits 2020 verabschiedete Gesetz angestoßen hatte, sagte: "Gerade jetzt, wo die Lebenshaltungskosten steigen, ist das Gesetz ein Leuchtfeuer der Hoffnung, das zeigt, was erreicht werden kann, wenn Politiker zusammenkommen und zum Wohle der Menschen handeln."
Hohe Kosten für Produkte
Seit 2017 hat Schottland rund 27 Millionen Pfund (knapp 32 Millionen Euro) investiert, um an öffentlichen Orten Zugang zu Binden und Tampons zu schaffen. In Schulen ist die Verfügbarkeit schon seit dem vergangenen Jahr Pflicht, nun wird sie ausgeweitet. "Wir sind stolz, die erste nationale Regierung der Welt zu sein, die diesen Schritt geht", sagte Sozialministerin Shona Robison.
Periodenarmut - also der Umstand, dass sich Mädchen und Frauen keine geeigneten Periodenprodukte leisten können - ist in vielen Ländern weltweit ein Problem. Eine Erhebung der Hilfsorganisation Plan International ergab 2017, dass sich zehn Prozent der Mädchen und jungen Frauen im Alter von 14 bis 21 im Vereinigten Königreich keine Menstruationsprodukte leisten konnten. 15 Prozent hatten finanzielle Probleme, sie sich zu leisten. Verschiedenen Berechnungen zufolge können die Kosten für Menstruationsprodukte über die gesamte Lebensdauer bis zu 20.000 Euro betragen.
Mehrwertsteuer-Senkung in Deutschland
In Großbritannien werden seit 2021 keine Steuern mehr auf Tampons und Binden erhoben. Die Mehrwertsteuer für die Produkte entfiel vollständig Anfang vergangenen Jahres. In den EU-Staaten gelten mindestens fünf Prozent Mehrwertsteuer auf Tampons und Binden. In Deutschland ist 2020 die Mehrwertsteuer auf Binden und Tampons von 19 auf 7 Prozent gesenkt worden.
Die Debatte über einen möglichen Wegfall der Steuer auf Periodenprodukte und die Bereitstellung von Tampons oder Binden in öffentlichen Einrichtungen wird auch in Deutschland geführt. Mehr als 87.000 Menschen haben etwa eine Online-Petition des Vereins Social Period für einen freien Zugang zu Menstruationsprodukten in öffentlichen Einrichtungen unterzeichnet.