SIPRI-Bericht für 2020 Mehr Geld für Rüstung - trotz Pandemie
Die Wirtschaft weltweit leidet unter den Folgen der Corona-Pandemie - die Militärausgaben sind dennoch auch 2020 gestiegen. Geschätzte 1,65 Billionen Euro wurden laut SIPRI in die Rüstung investiert.
Auch für 2020 meldet das Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI steigende Militärausgaben weltweit. Im vergangenen Jahr wurden 2,4 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung für Rüstungsgüter ausgegeben - ein Jahr zuvor waren es 2,2 Prozent. Investiert wurden weltweit 1,98 Billionen US-Dollar: Das entspricht in etwa 1,65 Billionen Euro. Insgesamt ist das laut den Berechnungen von SIPRI die größte Steigerung von Rüstungsausgaben seit der Weltwirtschaftskrise vor zwölf Jahren.
Und wieder stehen die üblichen großen Player auf den vorderen Plätzen: Die USA, China, Indien, Russland und Großbritannien geben zusammen mehr Geld für das Militär aus als alle anderen Länder - sie sind für 62 Prozent der weltweiten Gesamtsumme verantwortlich, so SIPRI-Experte Diego Lopes da Silva: "Die USA haben ihre Ausgaben gesteigert, weil sie ihre - wie Trump es nannte - erschöpften Streitkräfte wieder aufbauen und stärken wollen. China wiederum will ebenfalls die Leistungsfähigkeit des Militärs steigern und investiert in die Modernisierung der Streitkräfte."
China steigert Ausgaben seit 26 Jahren
China ist nicht nur eines der Top-Fünf-Länder, sondern auch das Land mit der längsten kontinuierlichen Steigerung von Militärausgaben. Seit 26 Jahren investiert China jedes Jahr mehr Geld. In der vergangenen Dekade seit 2011 betrug die Steigerung 76 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland stiegen die Ausgaben in dieser Zeit um 28 Prozent. "Es hat vor allem was damit zu tun, wie stark China wirtschaftlich gewachsen ist. Denn China investiert gemessen am Bruttoinlandsprodukt immer einen ähnlichen Betrag. Aber sie schaffen es ständig, die wirtschaftliche Leistung zu steigern. Das ist bemerkenswert."
Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen wirtschaftlichen Probleme vieler Länder hätten bisher keine Auswirkung auf die Zahlen gezeigt, so Diego Lopes da Silva. Eventuell beeinflusst die Pandemie die Investitionen der Länder erst in ein paar Jahren: "Dieser Verzögerungseffekt hat zwei Gründe. Der eine ist, dass militärische Ausgaben mittel- beziehungsweise langfristig geplant werden. Diese Art von Investitionen haben immer einen gewissen Vorlauf und lassen sich nicht abrupt verändern. Und dann werden im Laufe dieses Jahres noch mehr Zahlen zu 2020 veröffentlicht. Eventuell werde sich mancher Wert noch revidieren."
Deutschland steigert Rüstungsausgaben um 5,2 Prozent
Deutschland belegt Platz sieben der weltweiten Rangliste. 44 Milliarden Euro Rüstungsausgaben stehen in 2020 zu Buche - das ist eine Steigerung von 5,2 Prozent und damit überdurchschnittlich im Vergleich zu anderen europäischen Ländern. Tendenziell glaubt der SIPRI-Experte an weitere Steigerungen in den kommenden Jahren - abhängig natürlich vom Ergebnis der Bundestagswahl im September. Insgesamt sei der außenpolitische Druck auf Deutschland groß, nicht nur aus den USA. "Was interessant ist, ist, dass der Druck auch vom NATO-Generalsekretär aus Brüssel kommt: Deutschland solle aufpassen, auch seinen Anteil für die Sicherheit der Allianz beizutragen."
Insgesamt haben im vergangenen Jahr fast alle NATO-Mitglieder zwei Prozent oder mehr ihres Brutto-Inland-Produktes für das Militär ausgegeben - so wie es die Richtlinien des Verteidigungsbündnisses vorsehen. Auch das ist eine Steigerung im Vergleich zu 2019. Allerdings vermutet SIPRI hier eher einen Zusammenhang mit einem wirtschaftlichen Abschwung - als eine bewusste Erhöhung der eingesetzten Mittel.