Rettung von Schutzsuchenden Sea-Eye zieht ernüchternde Bilanz
Laut der Seenotrettungsorganisation Sea-Eye war 2023 für Schutz suchende Menschen an den EU-Außengrenzen das tödlichste der zurückliegenden fünf Jahre. Zuletzt hatte Sea-Eye 106 Bootsmigranten aus dem Mittelmeer gerettet.
Die auf dem Mittelmeer tätige Seenotrettungsorganisation Sea-Eye zieht für das zu Ende gehende Jahr eine "bittere und besorgniserregende Bilanz". 2023 sei für Schutz suchende Menschen an den Außengrenzen der Europäischen Union das tödlichste der zurückliegenden fünf Jahre gewesen, teilte die Organisation mit. Zudem sei für 2024 ein Siegeszug rechtsnationaler Parteien bei der Europawahl sowie den Landtagswahlen in Deutschland zu befürchten, damit dürften die Bedingungen für Seenotretter noch schwieriger werden.
Die Hilfsorganisation kritisierte mehrere Länder und die EU scharf. Italien beordere Rettungsschiffe in weit entfernte Häfen und sorge so dafür, dass die Ressourcen der Seenotrettungsorganisationen "nicht auf die effektivste Weise eingesetzt" würden, "um möglichst viele Menschen vor dem Ertrinken zu retten". Zudem seien Rettungsschiffe, darunter auch die "Sea-Eye 4", mehrmals festgesetzt worden, wogegen die Organisation laut Mitteilung klagt.
Malta zieht sich zurück
Weiterhin habe sich die maltesische Rettungsleitstelle vollständig aus der Koordinierung von Seenotfällen flüchtender Menschen zurückgezogen. "Die maltesische Such- und Rettungszone wurde so zu einem riesigen, lebensgefährlichen Seegebiet für Schutz suchende Menschen in kleinen Schlauch- und Holzbooten", prangerte die Hilfsorganisation an.
Auch die vereinbarte Reform der EU-Asylpolitik bedeute eine dramatische Verschärfung. Zukünftig sollten Schutz suchende Menschen an den EU-Außengrenzen "allein deshalb inhaftiert werden können, weil sie Schutz suchen". An die Adresse des Bundestages gerichtet hieß es, das vom Parlament beschlossene "Rückführungsverbesserungsgesetz" kriminalisiere Menschen, die Schutzsuchende unterstützten.
106 Bootsmigranten gerettet
In der süditalienischen Stadt Brindisi brachte Sea-Eye derweil 106 gerettete Bootsmigranten an Land. Die "Sea-Eye 4" erreichte mehrere Tage nach der Aufnahme der Menschen im zentralen Mittelmeer den Hafen, wie die Organisation mitteilte.
Die Seenotretter hatten sie am Dienstag aus internationalen Gewässern südlich der italienischen Insel Lampedusa gerettet. Die Crew sei auf zwei seeuntaugliche Boote aufmerksam geworden und habe die Menschen an Bord genommen. Unter den Migranten befanden sich 45 Minderjährige - einige auch unbegleitet.