Aufmarsch in Sarajevo Parade mit Untertönen
Eine nationalistische Parade zu Ehren der Republik Srpska in einem Vorort Sarajevos sorgt für erhitzte Gemüter. Experten warnen vor einer schleichenden Spaltung Bosnien-Herzegowinas.
Die Parade zum "Tag der Republika Srpska" marschiert durch Ost-Sarajevo, einen Vorort der bosnischen Hauptstadt. Ost-Sarajevo liegt gerade so auf dem Gebiet des serbisch dominierten Landesteils. In der Parade laufen Sicherheitskräfte mit, aber auch eine Untergruppe der nationalistischen Motorradgang "Nachtwölfe", die ihren Ursprung in Russland hat.
Auf der Ehrentribüne ganz vorne: Milorad Dodik, Präsident der Republika Srpska. Zum wiederholten Mal macht Dodik klar, dass er nichts vom Gesamtstaat Bosnien-Herzegowina hält.
Es lebe Serbien. Es lebe die Republika Srpska. Es lebe das serbische Volk.
9. Januar wichtiger Anstoß für den Bosnienkrieg
Der 9. Januar war der Tag, an dem sich 1992 die Serben in Bosnien mit einer Republik abspalteten. Ein wichtiger Anstoß für den Bosnienkrieg. Vor allem Bosniaken und Kroaten verbinden den Tag daher mit den darauffolgenden Kriegsverbrechen.
Nicht weit entfernt von der Parade, in einem überwiegend bosniakisch bewohnten Viertel, können die Menschen über die nationalistische Leistungsschau der Srpska-Sicherheitskräfte nur den Kopf schütteln.
Ich halte nichts davon. Sie betrügen dieses Volk. Sie versuchen aus ihrer Entität einen Staat zu machen. Aber das passiert nicht. Diese Feier findet nur statt, um Spannung zu erzeugen und Menschen einzuschüchtern.
Schrecklich. Sie sollen sich schämen.
Feiern sind verfassungswidrig
Im serbischen Viertel wollen sich viele nicht zu der Parade äußern. Nur ein junger Mann zeigt sich begeistert, er bewundert gerade den Aufmarsch einer Anti-Terror-Einheit der Srpska-Polizei in Flecktarn: "Nur das Beste! Das ist der Tag des Lebens der Serben auf diesen Gebieten. Ohne diesen Tag würde es uns hier nicht geben."
Die Feiern am 9. Januar sind allerdings verfassungswidrig. Mehrere Organisationen haben heute Klagen eingereicht, unter anderem gegen Srpska-Präsident Milorad Dodik und die Gemeinden Banja Luka und Ost-Sarajevo. Genozidopfer fordern Sanktionen gegen Dodik.
"Schleichendes Auseinanderbringen von Bosnien-Herzegowina"
Die Forderung richtet sich an den Hohen Repräsentanten für Bosnien-Herzegowina, der Vertreter der internationalen Gemeinschaft. Derzeit hat der Deutsche Christian Schmidt das Amt inne. Er sieht den 9. Januar nur als ein Teil mehrerer Probleme.
Ich mache mir Sorgen um den 9. Januar, und auch um Entscheidungen des Parlaments in Banja Luka, einen völlig gegen die gerichtlichen und staatlichen Entscheidungen orientierte Weg einzugehen. Also das schleichende Auseinanderbringen von Bosnien-Herzegowina. Das ist für mich das eigentliche Problem.
Schmidt sagt der Staatsanwaltschaft volle Unterstützung bei auf die heutige Parade folgende Ermittlungen zu. Um die Abspaltungstendenzen einzuhegen, glaubt er, braucht es aber die internationale Gemeinschaft, allen voran die Europäische Union.